Full text: Verbesserung der Wasserbeschaffenheit. Hebung des Wassers. Aufbewahrung des Wassers. Leitung und Verteilung des Wassers. Literaturverzeichnis (2,b)

  
  
88 
auch bei frischen Feinfiltern in der Enteisenungstechnik durch Zusatz von etwas Eisen- 
vitriol am schnellsten eine Filterschmutzhaut erzielen. 
Wir haben in Abschnitt I, Seite 23 auf die Versuche von Tillmans und 
Heublein hingewiesen!), wonach zu einer bestimmten Menge im Wasser gelösten 
Kalzium-Bikarbonates eine bestimmte Menge freier Kohlensäure gehört, ohne welche 
das Bikarbonat nicht bestehen kann, sondern sich spaltet und wiederum freie Kohlen- 
säure und einfach kohlensauren Kalk bildet. Die abgespaltete freie Kohlensäure, 
deren Menge dem Gleichgewichtsverhältnis von Bikarbonat zu freier Kohlensäure 
entspricht, kann dann natürlich nicht auf kohlensauren Kalk angreifend wirken. 
Hieraus ergibt sich, was schon früher bekannt war, daß weiche Wässer mit freier 
Kohlensäure ganz besonders angreifend wirken, während harte Wasser auch größere 
Mengen freier Kohlensäure enthalten können, ohne daß Kalk usw. angegriffen wird. 
Der Wert der aggressiven freien Kohlensäure läßt sich aus dem Wert der ermittelten 
gebundenen berechnen, oder aus der dem Aufsatz beigegebenen Kurve oder Tabelle 
bestimmen. 
Ihre Werte zeigen für die praktische Enteisenung und Entsäuerung, daß man 
nicht die gesamte freie Kohlensäure, sondern nur die zur Erhaltung des Bikarbonats 
nieht notwendige und daher aggressive beseitigen darf, da sonst Trübungen des 
Wassers durch ausfallendes Monokarbonat und Wiederaufnahme von Eisen durch 
das Wasser stattfindet. Die Projektierung einer Enteisenungsanlage setzt also eine 
genaue chemische Untersuchung des Wassers voraus. 
Wenn es sich aber um die Entscheidung darüber handelt, in welcher speziellen 
Weise ein Wasser enteisenet werden soll, so darf man nicht von der Wasserbe- 
schaffenheit ausgehen, wie man sie in der Fassung antrifft, sondern muß diejenige 
zugrunde legen, mit welcher das Wasser in der Enteisenungsanlage ankommen wird. 
Das hat schon A. Thiem bei der ersten Leipziger Anlage erkannt, als er sich sagte, 
daß infolge der langen Stollenzuleitung mit freiem Wasserspiegel bei Ankunft des 
Wassers auf der Anlage die Eisenausscheidung bereits vollendet sein würde. Auch 
die Hebungsart des Wassers ist von Einfluß: Kolben- und Plungerpumpen schlagen 
das Wasser nicht so sehr als Zentrifugalpumpen, es nimmt also dort weniger Luft 
auf. Andererseits findet eine stärkere Luftausscheidung aus dem Wasser bei hohen 
Saugspannungen statt. Diese Wirkung kann sich auch zwischen der Hebungs- und 
der Enteisenungsanlage noch fortsetzen. All diese Umstände sind bei Wahl der Ent- 
eisenungsanlage wohl zu beachten. 
Eine Zusammenstellung der verschiedenen Enteisenungsverfahren hat Schwers 
gegeben (z. B. mitgeteilt in Tillmanns, Wasserreinigung 1912, Seite 30). Wir vermögen 
ihr jedoch nicht zufolgen, da sie Verfahren enthält, diemitdem Enteisenungsvorgang an 
sich nichts zu tun haben. Wir erwähnen statt der von Schwers mitgeteilten 25 Systeme 
die folgenden: 
1. Die Östensche Regenvorrichtung mit Kiesfilter. 
2. Den Piefkeschen Riesler mit Filter. 
Alle andern offenen Anlagen lassen sich auf diese beiden Systeme zurückführen, 
z. B. die Verwendung von Kaskaden zur Belüftung. 
Bei geschlossenen Anlagen unterscheiden wir mit Rosenboom: 
a) ganz geschlossenes Verfahren mit Druckluft, 
1) Tillmans und Heublein: ‚Über die kohlensauren Kalk angreifende Kohlensäure 
der natürlichen Wässer“. Gesundheits-Ingenieur, 1912, 34. S. 669. 
  
  
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.