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Das Verfahren des Chemikers Brandeß in Hannover bestebt nach der Zeitschrift
der Dampfkesseluntersuchungs- und Versicherungsgesellschaft Akt.-Ges., Juli und
August 1912, 8. 86 (auszüglich enthalten in der Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure 1912, Nr. 37) darin, daß das Wasser beim Herabrieseln über eine Rinne aus
Aluminium der Wirkung des Lichtes ausgesetzt wird, und diese einfache Maßnahme
soll zur Folge haben, daß das Wasser bei Verwendung im Dampfkessel keinen festen
Kesselstein, sondern nur mehr losen Schlamm bildet. Die in der dampf- und wärmetech-
nischen Versuchsanstalt der Gesellschaft an einem Meunier-Kessel von 227 qm Heiz-
fläche und 10 at Betriebsdruck ausgeführten Versuche haben die behauptete Wirkung
des Verfahrens bestätigt. Bei drei aufeinander folgenden Versuchsbetrieben von je über
900 st Dauer wurde das benutzte Brunnenwasser von 21 deutschen Härtegraden zuerst
über die belichtete Rinne, das zweitemal über die gegen Licht abgedeckte Rinne und das
drittemal ohne Verwendung der Rinne in den Kessel gespeist. Dabei mußten nach jedem
Versuch auf 1 kg verdampftes Wasser im ersten Falle 0,011, im zweiten 0,025 und im
dritten Falle 0,051 g fester Kesselstein entfernt werden. Die Kesselsteinmengen verhalten
sich demnach annähernd wie 1:2,5:5, ein Beweis dafür, daß auch die Einwirkung des
Lichtes eine Rolle spielt. Einen Anhalt für die Beurteilung des Verfahrens bietet der
Umstand, daß zum Entfernen des Kesselsteines nach dem ersten Versuch 40 st, nach
dem zweiten 108 st, nach dem dritten 186 st aufgewendet worden sind.
Die Einfachheit beider Verfahren würde weitere Nachprüfungen und gegebenenfalls
ihren Ausbau wohl gerechtfertigt erscheinen lassen.
$ 117, Abkühlung des Wassers.)
Wir haben bereits auf 8. 472 von Band I eine Methode besprochen, mit welcher
sich eine wesentliche AbFrühlung von Wasser erzielen läßt. Es war die Erzeugung künst-
lichen Grundwassers durch Uferfiltration oder Rieselung und Versenkung von Rohwasser
in den Untergrund, z. B. nach der Scheelhaaseschen Methode. Auf diese Verfahren,
durch welche eine allen Ansprüchen genügende Abkühlung von Oberflächenwasser erzielt
werden kann, soll hier nicht weiter eingegangen werden. — Dagegen können noch folgende
Verfahren in Betracht kommen:
1. Die Verwendung von Gradierwerken oder Düsen.
2. Die Anlage von Kühlschächten und von tief liegenden Leitungen.
3. Die Zuführung gekühlter Luft.
4. Die Abkühlung mittels Kühlflüssigkeiten.
Auch die Ausführungen in $ 152 können an dieser Stelle mit Vorteil benutzt werden.
Zu 1. Das Leitungswasser der Stadt Stralsund ließ in der heißen Jahreszeit sehr
zu wünschen übrig. Es trübte sich mehr oder weniger stark und hatte zeitweise einen
widerwärtigen Geschmack und Geruch. Auf Grund seiner Versuche kam Schlicht
zu dem Schluß: „Gelangt im Sommer das Borgwallseewasser von noch einwand-
freier Beschaffenheit auf die Filter, so geht in den Filtern selbst eine Veränderung des
Wassers in der Weise vor, daß zunächst der vorhandene (gelöste) Sauerstoff und dann
der Sauerstoff aus der Schwefelsäure der Sulfate verbraucht und letztere zu Sulfiden
1) Als maschinentechnisches Werk ist hier zu empfehlen: Hausbrand: Verdampfen,
Kondensieren, Kühlen 2. Aufl. Berlin 1900.