reduziert und durch Kohlensäure in Karbonate und Schwefelwasserstoff zerlegt werden,
Die Reduktion der Schwefelsäure und somit die Entwicklung von Schwefelwasserstoff
tritt erst dann ein, wenn den diesen bewirkenden Mikroorganismen durch Temperatur-
steigerungen eine gewisse Energie gegeben ist. Die kritische Temperatur liegt nach
Schlichts Beobachtungen bei 18 Grad Celsius für die Zeitdauer, die das Wasser in den
Filtern (oder Röhren) in der Regel zuzubringen hat. Ist die Schwefelwasserstoffentwick-
lung mit ihren Nebenerscheinungen einmal eingetreten, so bleibt sie auch beim Herab-
gehen der Temperatur noch im Gange, bis sich dieselbe auf etwa 15° Celsius herab-
gemindert hat.“
Auf Grund der Vorschläge Schlichts wurden im Jahre 1901 zwei Vorfilter von zu-
sammen 600 qm Fläche mit darüberliegendem Gradierwerk gebaut.
Bei den Versuchen wurde ein sich nach oben verjüngendes Gerüst benutzt, welches
unten 3,5 m lang und 1,8 m breit und oben 2,5 m lang und 1,0 m breit ist, die Höhe
beträgt 6,0 m. Oben war das Gerüst mit einem sich fast über die ganze Länge erstrecken-
den Trog versehen. Unter diesem befand sich ein durchlöcherter Boden. In Abständen
von 1,4 m wurden weitere drei durchlöcherte Böden angebracht. Die über diesen befind-
lichen Zwischenräume wurden etwa zur Hälfte mit Reisig gefüllt. Mit Hilfe einer kleinen
Dampfpumpe wurde nun Wasser in den über dem Gerüst befindlichen Trog gedrückt
und zwar ungefähr zwei Kubikmeter in der Stunde. Es verteilte sich durch Überlaufen
aus dem Troge auf den darunter befindlichen durchlöcherten Boden und rieselte von bier
aus abwechselnd durch Luft und über Reisig 4,2 m tief. Hier wurde es zu den Temperatur-
messungen aufgefangen.
Die Versuche des Jahres 1900 wurden in der Zeit vom 25. August bis 11. September
ausgeführt. Bei durchschnittlichen Temperaturen der Luft von 15,5° und Wasser vor dem
Rieseln von 18° wurde die Temperatur in gerieseltem Wasser auf 12,9°, also um 548
herabgesetzt, also 2,6° unter Lufttemperatur.
Die Temperatur des Rohwassers betrug während der Versuchszeit vom 5. August
an ununterbrochen bis zum 27. August 18° und darüber, während in dem gerieselten
Wasser diese Temperatur nur vom 13. August, nachmittags, an bis zum 16., nachmittags,
also drei Tage hindurch, erreicht oder überschritten war. Andererseits wurde eine an-
haltend niedrige Temperatur erreicht vom 17. Augustan. (Zeitschr. f. öffentl. Chemie 1910,
H. 16 ff.). Nach freundlicher Auskunft von der Direktion des Stralsunder Wasserwerks
besitzt diese Stadt nunmehr eine definitive Anlage zur Trinkwasserkühlung. Es ist dies
wohl das erste Werk, welches die Abkühlung einer so großen Trinkwassermenge (6000
Tageskubikmeter) auf diesem Wege versucht und erreicht hat. Rauschenbach hat mehr-
jährige Versuche über die Kühlwirkung unter Berücksichtigung von Lufttemperatur,
Windstärke und Windrichtung, Häufiskeit der Luft und Bewölkung gemacht. Er ver-
mochte aber bis jetzt eine exakte Gesetzmäßigkeit nicht festzustellen, da die Kühlwirkung
von zu vielen Faktoren gleichzeitig abhängig ist.
Die Anlage in Stralsund ist von der Firma Mehlhorn in Leipzig als Hordengradier-
werk gebaut worden. Es wurde jedoch mit dieser Anlage die übernommene Garantie
eine Abkühlung von 5° Celsius zu erhalten, nicht dauernd erreicht. Inzwischen ist
das Hordengradierwerk in ein Reisiggradierwerk umgeändert worden, welches eine etwas
bessere Kühlwirkung zeigt. Das Gradierwerk wurde vor das erste Filter (es gibt deren
zwei) eingeschaltet. Eine Verbesserung der Wirkung ist erzielbar durch Zwischenschaltung
des Gradierwerks zwischen die erste und zweite Filtrationsstufe, da auf diese Weise der
bei den zweiten Filtern notwendige Sauerstoff denselben zugeführt wird.
In den Jahren 1907 und 1908 traten die oben erwähnten, bei 18° Celsius
beobachteten üblen Erscheinungen, auch schon bei etwa 16° Celsius auf. Hiergegen