Die Versuche zerfallen in der Regel in einen Vorversuch von etwa 5 und einen bezw.
zwei Hauptversuche von etwa 10—48 Stunden Dauer. Die Ablesung der Wasserspiegel,
Manometer, Vakuummeter und der Tourenzähler hat mindestens alle 20 Minuten zu
erfolgen. Die Meßapparate sind vor Beginn ev. auch während der Versuche zu prüfen,
Fehler der Apparate sind durch möglichst frühzeitige Besprechung festzustellen und zu
berücksichtigen.
Beim Vorversuch wird der volumetrische Wirkungsgrad der Pumpen bestimmt durch
Messung des Hubs, des Plunger- oder Kolbendurchmessers, sowie der Umdrehungszahlen
und der geförderten Wassermengen.
Aus den in kurzen Zwischenräumen erfolgenden Messungen der Größen 4’, ha,
h’, Fig. 107 auf Seite 231, sowie der sekundlichen Fördermenge Q und des Dampf- bezw.
Kohlenverbrauchs g in Kilogramm erhält man schließlich für jeden einzelnen Zeitab-
schnitt die Leistung der Anlage pro 1 kg Dampf bezw. Kohlen
A O(hı +hr—th';
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in Metertonnen.
Etwaige für günstigen Dampfverbrauch ausgesetzte Prämien sollten nur ausbezahlt
werden, wenn die Anlage in allen zu Anfang des Paragraphen erwähnten Punkten den
Anforderungen entspricht. |
Ergibt die erstmalige Prüfung der Anlage keine genügende Leistung und wünscht
die Stadt eine zweite Prüfung, so sollte diese auf Kosten des Lieferanten geschehen.
Für den Fall, daß die Maschinen mehr Dampf verbrauchen als garantiert wurde, sollte
der Vertrag geeignete Bestimmungen enthalten. Man kann aus der mittleren Fördermenge
und Förderhöbe den Verlust berechnen, welchen der Auftraggeber erleidet und vom
Lieferanten ersetzt bekommen muß. Bei dem Wasserwerk Meerane in Sachsen formulierte
A. Thiem die Höhe des Ersatzes durch folgende Worte: ‚Unter der Voraussetzung einer
zwanzigjährigen Betriebsdauer der Maschine und bei dem berrschenden Zinsfuß von 3%,
vom Hundert wird der berechnete Verlust vervierzehnfacht und die sich ergebende Summe
schuldet der Lieferant dem Stadtrat.“
$ 126. Elektromotoren.
1. Allgemeines!) Wenn auch bei Wasserwerken die (an der Pumpenwelle
gemessenen) Betriebskosten für Elektromotoren oft höher sind als die Kosten anderer
Einergieformen, so besitzen die Elektromotoren doch andererseits in vielen Fällen so er-
hebliche Vorzüge vor anderen Antriebsmaschinen, daß ihre weitgehende Verbreitung in
Wasserwerksbetrieben wohl begreiflich ist. Diese Vorteile des elektrischen Betriebs
bestehen in seiner großen Reinlichkeit, der geringen Raumbeanspruchung der in allen
Größen herstellbaren Motoren, ihren geringen Fundament-, Anschaffungs-, Abschreibungs-
und Unterhaltungskosten, ihrer steten Betriebsbereitschaft, der beliebigen Teilbarkeit des
elektrischen Antriebs, der überaus einfachen Wartung und der reichlichen Bedienung, sowie
der ohne wesentliche Verminderung des Wirkungsgrads in weiten Grenzen zulässigen Über-
und Unterbelastung. Dazu kommt, daß sich die Elektromotoren vorzüglich zur direkten
Kupplung mit schnellaufenden Pumpen eignen, ja sie haben die rasche Entwicklung
!) Vgl. auch Zeitschr. d. Ver. Deutscher Ing. 1914, 8. 575, A. E. G.-Zeitung, April 1914,
sowie Wasser und Gas 1913, 8. 375.