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Kolbenquerschnitte groß hergestellt, damit die Kolbengeschwindigkeit sich bedeutend ver-
ändern kann, ohne den Nutzeffekt wesentlichen Schwankungen auszusetzen. Die in der Figur
eingezeichneten Pfeile geben die Richtung der Wasserbewegung beim Betriebe als Motor;
in umgekehrter Weise benutzt wirkt der Motor als Pumpe, worauf wir später zurückkommen
werden.
Über andere Wassersäulenmaschinen vgl. Luegers Lexikon, Artikel: Wassermotoren
und „Das Wasser‘ 1914. S. 416 mit Ausführungsbeispielen.
$ 128. Windmotoren.
1. Allgemeines. Zur Versorgung einzelner Gebäude, Höfe und kleiner Gemeinden
können — selbst in gebirgigen Gegenden — Windmotoren in vielen Fällen mit Vorteil
verwendet werden. Die Urteile über sachverständig aufgestellte Anlagen lauten durchweg
günstig, wenn für genügende Reservoirgröße gesorgt ist und wenn man für windstille Tage
einen Reserveantrieb (Pferdegöpel, Öl- oder Elektromotor) besitzt. Die Motoren arbeiten
zwar oft langsam, aber dafür stetig, häufig selbst dann, wenn an der Erdoberfläche
kein Wind geht. Sie eignen sich also vornehmlich für Aufspeicherungsbetriebe wie Wasser-
versorgungen und werden neuerdings sogar zur Erzeugung von Elektrizität verwendet.
Die Leistung der Anlagen bewegt sich im allgemeinen zwischen 0,2 und 12 bis 15 Pferde-
stärken, Leistungen von über 30 Pferdestärken können ganz vereinzelt auf kurze Zeit
vorkommen, man darf jedoch keineswegs mit ihnen rechnen. Die Betriebskosten sind
minimal.
Das Vorstehende gilt auch für Gebiete, welche regelmäßiger Winde ermangeln,
es empfiehlt sich jedoch stets, namentlich aber in solchen Gegenden, einen sach verstän-
digen Spezialingenieur an Ort und Stelle kommen zu lassen und die Bemessung
der Größenverhältnisse einer Anlage im wesentlichen der ausführenden Firma anheim-
zugeben.
Soll Wasser aus engen Tälern gehoben werden, wo ein Windmotor keine günstige
Aufstellung finden würde, so stellt man ihn auf einer benachbarten Höhe auf, erzeugt
Elektrizität und leitet diese nach einem Pumpenelektromotor an der Fassungsstelle.
Als Pumpen kommen in Betracht Kolben- und Plungerpumpen, insbesondere Rohr-
brunnenpumpen, ferner besonders konstruierte Zentrifugalpumpen.
2. Die Motoren. Die Windmotoren wurden ursprünglich mit beweglichen Flügeln
gebaut, heute werden Motoren mit festen Flügeln bevorzugt, weil sie dadurch weniger
bewegliche Teile erhalten, also bequemer zu warten und zu unterhalten sind. Zur Ein-
stellung nach der Windrichtung dient eine wie ein Steuerruder wirkende Hauptfahne,
zur Regulierung nach der Windstärke eine seitlich vorstehende Seitenfahne. Diese
ist so eingerichtet, daß sie bei zu groß werdender Windgeschwindigkeit das Windrad
zunächst schräg und allmählich parallel zur Windrichtung stellt, wodurch dieses allzu
starker Einwirkung eines Sturms mit Sicherheit entzogen wird. Diese Verstellung des
Windrads kann auch vom Fuße des Turmgerüsts aus von Hand bewirkt und dadurch
der Motor jederzeit außer Tätigkeit gesetzt werden. Die Durchmesser der Räder schwan-
ken zwischen 2 und 12 Metern, die Schmierung erfolgt zentralisiert aus großen, selten
nachzufüllenden Ölbehältern.
Über die Berechnung der Windmotoren finden sich genügende Angaben in Essel-
born, Lehrbuch des Maschinenbaus I. Bd., Seite 341 ff. Wir geben hier einige orien-
tierende Formeln.