3. Behälterinhalt. Wir wir in Band I, Seite 119 ff. gesehen haben, ist die
Größe des Wasserverbrauchs außerordentlich schwankend. /Ist nun der Wasserzufluß
bei einer Versorgung in jedem Augenblick genau so groß als der augenblickliche
Verbrauch oder ist der Zufluß mindestens ebenso groß als der stärkste Verbrauch,
wie dies bei Versorgung mit laufenden Brunnen vorkommen kann, so ist ein Reser-
voir entbehrlich. | Dasselbe ist der Fall, wenn man bei künstlicher Wasserhebung die
Liefermenge stets genau dem Verbrauch anpassen kann, wie dies bei Verwendung
von 'Standröhren (namentlich in Nordamerika) oder Windkesseln bezw. Akkumulatoren
(bei Wasserversorgungen mit Hausreservoiren, wie in Augsburg, bezw. hydraulischen
Betrieben, z. B. in Stahlwerken, zur Bewegung von Kranen usw.) der Fall ist.
In Wirklichkeit besteht generell keinerlei Unterschied zwischen einem gewöhn-
lichen Hochbehälter und einem Standrohr, denn es ist unrichtig, wenn man behauptet,
ein Standrohr gleiche lediglich Druckdifferenzen aus, während ein Hochbehälter auch
Mengenverbrauchsschwankungen ausgleiche. Welche Wirkung das Standrohr bezw.
der Hochbehälter auf das Verteilungsnetz hat, hängt lediglich vom Verhältnis des Inhalts
des Standrohrs bezw. Hochbehälters zum Verbrauch des Versorgungsgebiets ab.
Bei den bedeutenden innerhalb bestimmter Zeiträume auftretenden Verbrauchs-
schwankungen würden namentlich größere Städte oft kaum in der Lage sein, Fassungs-
stellen von genügender Ergiebigkeit zu finden, wenn der konstant gedachte sekundliche
Zufluß gleich dem größten sekundlichen Verbrauch sein müßte. Bei Quellwasserleitungen
müßte sogar der sekundliche Minimalzufluß des ganzen Jahres gleich dem sekundlichen
Maximalverbrauch im selben Zeitraume sein. Ein derartiger unwirtschaftlicher,
unmöglicher Zustand wird vermieden, wenn man zwischen Gewinnungs- und Verbrauchs-
ort ein (oder mehrere) Reservoire als Ausgleichsbehälter einschaltet. Dieser Ausgleich
kann über Minuten (Standrohre, Windkessel, Akkumulatoren), über Stunden und Tage
(gewöhnliche Reservoire), über Wochen, Monate und Jahre (große Stollenbehälter, Tal-
sperren) erfolgen.
Speziell bei Quellwasserversorgungen kann es vorkommen, daß sie während kurzer
Zeit im Sommer dem gesteigerten Verbrauch nicht genügen. Hier muß die Größe des
Reservoirs den besonderen örtlichen Verhältnissen durch Rechnung angepaßt werden.
Das Fehlen eines Reservoirs bedingt bei kleinen und mittleren Städten
nicht nur eine erhebliche Erschwerung der Wasserbeschaffung, sondern würde auch,
wie wir eben sahen, die Kosten der Wasserfassung und Zuleitung zum Verbrauchsort,
namentlich bei Quell- und Grundwasserfassungen, ganz bedeutend erhöhen. Aber auch
die Kosten der Zuleitungen zum Versorgungsgebiet würden wachsen. Erfahrungsgemäß
ist der größte Stundenbedarf 1,5 bis 2,5 mal so groß, als der mittlere Stundenbedarft.
Dieses Verhältnis gilt ebenso für den Tag des Maximalverbrauchs und bei Reduktion
auf die Sekunde. Während man also beim Vorhandensein eines Reservoirs die Zuleitung
zum Reservoir für den auf die Sekunde reduzierten größten Tagesbedarf g, bemessen
kann, muß die rechnungsmäßige Wassermenge bei Nichtvorhandensein eines Reservoirs
991,5 q, bis 2,5 g, betragen. Da nun allgemein zwischen Wassermenge und Durch-
messer einer Leitung die Beziehung
g=-%,DaM
besteht, so muß das Verhältnis der Durchmesser für die Wassermengen g, und @5
Die: B
D, 91
sein, d. h. das Fehlen eines Reservoirs erhöht die Durchmesser der Zuleitung und damit
ihre Kosten um 18 bis 32%. Zudem ist die Betriebssicherheit bei Vorhandensein nur
\"- 1,5’ bis 2,0% 1,18 bis 1,32