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Verbrauch, so muß der Minimalinhalt eines für einen bestimmten Zeitraum den Ausgleich
bewirkenden Behälters (mindestens) gleich der fluktuierenden Wassermenge während
jenes Zeitraums sein.
Nun erfolgt aber der Zufluß in den meisten Fällen nicht dauernd, er muß also,
während ererfolgt, größer sein als der mittlere Verbrauch.| Eine interessante theoretische
Untersuchung dieser Fragen hat unter verallgemeinernden Annahmen bezüglich der
Verbrauchskurve Rother gegeben !); wir werden uns hier begnügen, eine einfache Berech-
nungsweise und ihre Besonderheiten an einigen Beispielen klarzulegen.
Bei der Berechnung wird angenommen, daß mit der für einen bestimmten
Zeitraum (Tag usw.) kleinstmöglichen Zuflußwassermenge auszu-
kommen sei, d. h. daß am Tage des Maximalverbrauchs dieser innerhalb i Stun-
den gleichmäßig zugeführt und innerhalb 24 Stunden ungleichmäßig verbraucht werde.
Dann ergibt die Rechnung (vgl. Beispiel 1), daß, gleichgültig, wo das Reser-
voir auf der Strecke OAE (Fig. 205) liegt, sein Minimalinhalt stets
gleich der fluktuierenden Tagesmenge
Fig. 175. für das ganze Stadtgebiet sein muß.
Liegt nämlich das Reservoir an beliebiger Stelle
R innerhalb der Stadt, so kann die Haupt-
leitung auf AR das Gebiet F, nicht direkt
versorgen, da sie, wie vorausgesetzt, nur den
Tagesdurchschnitt führt, sondern es muß das Ge-
biet F, von R aus versorgt werden. Das Reser-
voir R muß auch bezüglich des Gebiets F, für die Differenzen aufkommen, welche
zwischen Zufuhr und Verbrauch stündlich entstehen. Der oben ausgesprochene
Satz hat daher allgemeine Gültigkeit, wenn die Versorgung des Gebiets
mit der kleinstmöglichen Wassermenge erfolgen soll.
Hieraus folgt unmittelbar für mehrere Reservoire: Der kleinste Gesamtinhalt
aller Reservoire eines Stadtgebiets muß gleich sein der fluktuierenden Tagesmenge
des Gebiets. Die obenerwähnte Rothersche Untersuchung berücksichtigt hier auch den
Fall, daß sich unter den Reservoiren auch ein Tiefbehälter (z. B. Reinwasserbehälter
von Filter- oder Enteisenungsanlagen) befindet.
Der vorstehend bestimmte Minimalinhalt eines Reservoirs ist gewonnen ohneBerück-
sichtigung irgendwelcher Betriebsschwierigkeiten, wie Rohrbrüche, Feuersbrünste, kleine
Pumpendefekte usw. Man wird sich daher schwerlich mit ihm begnügen können. Wenn
man z. B. annimmt, es sei auf O A (Fig. 175) ein Rohrbruch entstanden, so erhält man
den Maximalinhalt des Reservoirs, gleich dem n-stündigen Maximalbedarf, wenn
man unterstellt, der Defekt sei in n Stunden zu beheben.
In der Praxis wählt man den tatsächlichen Reservoirinhalt zwischen dem vor-
stehend bestimmten Minimal- und Maximalinhalt. Vgl. hierzu $ 135.
Beispiel 1. Mit den relativen stündlichen Verbrauchszahlen, wie sie Abschnitt I,
S. 140 für den Ort Oberlengenhardt gegeben wurden und bei 16 stündiger Pumpzeit soll der
Inhalt eines Reservoirs bestimmt werden, und zwar
1. wenn das Reservoir in A oder E steht,
2. wenn das Reservoir in der Mitte des Orts steht.
Bezeichnet man mit Q in Prozenten die stündliche Liefermenge, V die stündliche Ver-
brauchsmenge, so ist @ — V das in der betreffenden Stunde dem Reservoir zugeführte oder
1) Journ. f. Gasbel. und Wasservers. 1900, S. 932.