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verwendet.) Dabei ist nicht bloß der Vertikallast, sondern auch dem Winddrucke
Rechnung zu tragen, wenn das Bauwesen für alle Fälle gesichert sein soll.
Zwischen einem Standrohr und einem Wasserturm ist bezüglich ihrer Wirkungs-
weise ein Unterschied nicht notwendig vorhanden. Ob ein Wasserturm mehr als Behälter
oder als Druckausgleicher wirkt, hängt lediglich von seiner Relativgröße im Verhältnis
zu der abzugebenden Wassermenge ab. Beispielsweise besitzen die Charlottenburger
Wasserwerke A.-G. welche im Süden von Berlin 34 Gemeinden mit 900000 Einwohnern
versorgen, nur 2 Wassertürme in Neukölln und Steglitz, welche bei mittlerer Größe und
einem hohen Verbrauch lediglich als Druckregulatoren wirken können. Auch arbeiten
die Pumpen direkt ins Netz, ihre Lieferung wird nach Angabe eines Wasserstandsfern-
melders reguliert, die Maximaltagesleistung beträgt 130000, die Maximalstundenleistung
10000 cbm. Damit die Brunnenfassung nicht ungleichmäßig beansprucht werden muß,
hat der Reinwasserbehälter, aus dem die Druckpumpen saugen, 48000 cbm Inhalt.
Analog ist die Wirkungsweise der 3 Wassertürme von Hamburg.
Als Material der Behälter selbst kam ursprünglich in erster Linie Gußeisen in Be-
tracht, das den Angriffen der Feuchtigkeit am besten widersteht.
Fig. 270. In der Tat wurden denn auch eine größere Zahl gußeiserner
—— BReservoire gebaut. von welchen wir die beim Großherzoglichen Hot-
——H wasserwerk und beim städtischen Wasserwerk in Karlsruhe ı. B.,
Fig. 270, sowie jene in Altona, Stettin und Lübeck erwähnen wollen.
Allein die erforderlichen Konstruktionen und Wandstärken gußeiserner
Behälter bedingen nicht nur eine große Kostspieligkeit des eigentlichen
Reservoires, sondern auch ein gegenüber schmiedeeisernen Behältern
relativ sehr großes Gewicht. Da man überdies durch geeigneten An-
strich und gute Instandhaltung die schmiedeeisernen Behälter auf
sehr lange Zeit gegen das Rosten zu schützen vermag und sich infolge-
dessen auch hinsichtlich der Qualität des sie durchfließenden Wassers
keine Bedenken mehr ergeben, werden diese neuerdings allein noch,
selbst für große Wasserinhalte (2000 bis 4000 Kubikmeter), anstandslos
angewandt. Erst in neuester Zeit ist dem Schmiedeeisen ein scharfer
Konkurrent in den Eisenbetonwassertürmen entstanden.
Bei kleineren Anlagen, insbesondere bei solchen für vorübergehende
Benützung, werden auch hölzerne Behälter auf Unterbauten gestellt und
entweder wie Fässer konstruiert, d. h. mit eisernen Reifen gebunden oder
als parallelepipedische Reservoire zwischen Rahmen mit gespunteten
Dielen ausgeführt.
2. Allgemeine Anordnung. Als Grundrißform der Behälter wurde ursprüng-
lich das Rechteck gewählt. Heute ist bei Verwendung von Eisen in Deutschland die
Kreisform fast allgemein in Verwendung. Im Ausland wurden jedoch auch sehr große
Behälter auf Unterbau und mit rechteckiger Grundrißform ausgeführt.
1) Eine Ausnahme bildet der Hochbehälter für das Wasserwerk der Stadt Karlsruhe.
Dieser hat 3300 cbm Inhalt und ruht auf einem künstlich hergestellten 30 m hohen Erdkegel
ohne weitere Fundamente.
Der Behälter zerfällt in 2 Teile, einen Innenbehälter mit 165 cbm und einen Außen-
behälter mit 1335 cbm, die unabhängig voneinander betrieben werden können. Nach Angabe
der ausführenden Firma August Klönne in Dortmund ist dieser Behälter billiger gekommen
als ein Hochbehälter mit architektonisch ausgebildetem gemauertem Schaft.