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Von Dünckelberg wird eine horizontale Durchströmung der Filter empfohlen, da
sie die Baugrundfläche beschränke. In Frankreich sind diesbezügliche Versuche an-
gestellt worden; vgl. Internat. Zeitschr. f. Wasservers. 1914, 8. 180 und 218. Die Filter
sollen für Grobreinigung und biologische Reinigung gute Erfolge gezeitigt haben. Man
wird anstreben müssen, bei dieser Anordnung dieselbe Gleichmäßigkeit in der Durch-
strömungsgeschwindigkeit durch alle einzelnen Sandschichten zu erreichen, wie bei
senkrechter Durchströmung durch die Filter, namentlich der neuen Östenschen Bauart.
2. Offene und überdeekte Sandfilter. Ob in einem bestimmten Fall ausschließ-
lich offene oder überdeckte Sandfilter zur Anwendung kommen können, hängt von
finaziellen Erwägungen und von den klimatischen Verhältnissen des Bauorts ab.
Bei offenen Filtern findet jedenfalls eine nicht unerhebliche Beeinflussung der
Filtertätigkeit durch die Sonnenbestrahlung statt. Diese Beeinflussung muß sich not-
wendig auf die Flora (namentlich die Algenbildung) und die Fauna der Filter erstrecken.
Bezüglich der Bakterien kann sie übrigens günstig sein. Andererseits sind solche Filter dem
Eintritt von Bakterien und von namentlich Staub aus der Luft ausgesetzt, welcher die
Arbeitsperioden verkürzen kann. Im Sommer findet eine starke Erwärmung des Wassers
(beiläufig um 0,5 bis2 Grad Celsius), im Winter eine energische Abkühlung, ja sogar Eis-
bildung statt und die Beseitigung des Eises ist eine lästige und den Bestand der Filter-
böschungen gefährdende Arbeit. Frühere Erfahrungen haben an den Filtern in Zürich ge-
lehrt, daß die Wasserfiltration in den überwölbten Filtern mit Inbegriff der Verzinsung
(4%) und Amortisation (2%) des Anlagekapitals um 10°/, billiger zu stehen kam, als
in den offenen, trotzdem, daß sich die letzteren in der ersten Anlage um 2715°/, billiger
stellten. Diese Tatsache hängt mit der geringeren Leistung der offenen Filter zusammen.
Wenn auch vielleicht einmal Belüftung des Wassers offener Filterbecken von Vorteil
sein kann, so wird man doch als einzigen Vorzug offener Filterbecken wohl denjenigen
der wesentlich geringeren Kosten gegenüber den überwölbten Becken ansehen müssen.
In unserem Klima ist mit Ausnahme ganz großer Anlagen wie derjenigen der Stadt
Hamburg, welche sich mit den Übelständen der Eisbeseitigung wohl oder übel abfinden
müssen, unbedingt wenigstens für den Winterbetrieb ein Teil der Becken überdeckt
herzustellen. Nimmt man an, daß der tägliche Wasserbedarf im Winter die Hälfte des-
jenigen im Sommer betrage, so muß mindestens ein Drittel bis die Hälfte der Gesamt-
filterfläche überdeckt sein.
Es ist aber keineswegs gesagt, daß man die Filter, wie das vielfach geschah, mit
Gewölben und Erdüberschüttung eindecken müsse, wenn es auch mit Rücksicht
auf niedere Wassertemperatur im Sommer günstig sein mag.
Bei einer Reihe schwedischer Filteranlagen hat man den die Filter bedeckenden
Überbau aus doppelten Holzwänden mit einer dazwischen gelegten isolierenden Füllung
ausgeführt. Dieses billige Mittel hat ausgezeichnete Resultate geliefert. Bei den im Bau
begriffenen neuen Stockholmer Wasserwerken bei Nornsberg, wo die Filter allen Winden
ausgesetzt sind und ein schleuniges Aufgebot von Arbeitern zur Fortschaffung von Schnee
sehr schwierig ist, werden dieselben zum Schutze gegen Schnee mit einem leichten Über-
bau aus Eisen versehen. Die Dächer sind zum Einlassen des Sonnenlichtes (!) zum größten
Teil mit Glas bedeckt, die Wände bestehen aus losen hölzernen Luken, die im Sommer
entfernt werden können. (Österr. Wochenschrift f. d. öffentl. Baudienst 1904 8. 179).
Auf diese Weise ist man in der Lage, alle die oben genannten Mißstände der offenen Filter
viel billiger zu beseitigen, als dies früher bei Verwendung von Gewölben mit Erdüber-
schüttung möglich war. Allerdings wird man hierbei bezüglich der Sommerwasser-
temperatur das Klima von Stockholm berücksichtigen müssen.