II. Allgemeines über Druckleitungen. Bis zu 75m Druckhöhe verwendet man
in der. Regel Rohre mit normalen Wandstärken auf 20 Atmosphären geprüft, darüber
hinaus solche mit verstärkten Wandungen. Unmittelbar hinter jeder Pumpe steht ein
Druckwindkessel mit den nötigen Armaturen (Manometer, Wasserstand, Probierhähne,
Lufthähne, Sicherheitsventil, Umlaufleitung nach der Saugleitung, Entleerungsschieber).
Eine eigentliche Grenze der Druckhöhe kann man — namentlich bei Verwendung
'schmiedeeiserner Rohre — nicht angeben. Es bestehen Druckleitungen mit mehr als
50 Atmosphären Pressung für Wasserversorgungszwecke z. B. bei Monts-Chauves bei
Nizza mit 513 Meter Druckhöhe und 1350 Meter Druckrohrlänge. Für Akkumulatoren,
hydraulische Pressen usw. steigt man auf 400 bis 500 Atmosphären Pressung in der
-Druckleitung. Bei guter Anlage — angemessenen Wandstärken und Verbindungen der
Rohre, Schutz gegen Ausbiegungen und Streckungen, sicherem Baugrunde — sind
Bedenken hiergegen nicht berechtigt.
Zur Vergrößerung der Sicherheit der Pumpenteile bei hohen Drücken verringert
man die Pumpendimensionen durch Erhöhung der Umdrehungszahlen und durch Ver-
teilung der Gesamtleistung auf eine größere Anzahl von Pumpen.
Immerhin kann eine sehr große Druckhöhe nach Erwägung der damit verbundenen
Mehrkosten bei einheitlicher Anlage auch vom Standpunkte der Wirtschaftlichkeit zu
einer Teilung der Förderung in Abschnitte (Anlage von zwei Pumpstationen) führen.
Wichtig sind die schon öfters z. B. in Charlottenburg und Leipzig beobachteten —
wohl durch Schwingungen der Wassersäulen bewirkten — Schläge in den Druck-
leitungen. Sie treten bei bestimmten Wassergeschwindigkeiten auf und sind natur-
gemäß bei weiten Leitungen gefährlicher als bei engen. Versuche, das Gesetz ihrer Ent-
stehung zu ermitteln, mußten in einem bestimmten Fall abgebrochen werden, weil die
Heftigkeit der Schläge die Leitung gefährdete. Grellert berichtet von einem Fall im Ruhr-
gebiet, wo ein Rohr neu in eine Leitung eingesetzt war und gleich nach dem Anlassen
der Leitung das angesetzte und die beiden anschließenden Rohre barsten, obwohl der
hydrostatische Druck nur 5 Atmosphären betrug und die Rohre auf 20 Atmosphären
geprüft waren.
Aus dem Vorstehenden ist jedenfalls der Schluß zu ziehen, daß man Druckleitungen
mit hoher Pressung nur mit recht schlanken Kurven führen und an scharfen Krümmungen,
2. B. im Pumpengebäude, wenn angängig Windhauben aufsetzen muß.
Bezüglich des Eindringens von Verunreinigungen in Druckleitungen
glaubt man gewöhnlich ganz sicher sein zu können. Östen hat jedoch von einem Fall
berichtet, wo tatsächlich im Betrieb Verunreinigungen eindrangen. Der Fall lag so,
daß das Leck spitzwinklig zur Rohrachse in der Richtung des fließenden Wassers die
Rohrwand durchsetzte und so das fließende Wasser eine Injektorwirkung ausüben konnte.
III. Wirtschaitlicher Durchmesser einer Druckrohrleitung.
1. Allgemeine Gleichungen. Die für eine Druckrohrleitung zwischen Pumpen-
anlage und Hochbehälter gewählte Lichtweite beeinflußt die Einzeljahreskosten des Be-
triebs, der Verzinsung, Abschreibung, Tilgung und Unterhaltung: 1. für die Rohrleitungen,
2. für die Maschinen- und Kesselanlage und 3. für die Förderarbeit, insoweit sie zur Über-
windung der Druckrohrleitungswiderstände (manometrische weniger geodätische Druck-
höhe) dient. Denjenigen Durchmesser, bei welchem die Summe dieser
Einzeljahreskosten ein Minimum wird, nennt man den wirtschaft-
lichen Durchmesser einer Druckrohrleitung. Man sucht ihm unter Berück-
sichtigung der landesüblichen Lichtweiten möglichst nahe zu kommen. Dabei wird man