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Die Verhältnisse bei Druckleitungen für Pumpenbetrieb sind in $ 154 behandelt.
7. Praktische Erwägungen. Erste — schon mehrfach erwähnte — Regel
ist, daß, während bei den offenen Kanälen stets der Wasserspiegel
mit-der Linie für die verfügbaren Druckhöhen zusammenfällt,
bei den Druckleitungen die letztere Linie stets über der Rohr-
achse liegen muß, wenn sich im Rohre selbst nicht eine niedri-
gere, als die atmosphärische Pressung einstellen soll.
Denken wir uns nun den Verlauf eines Längenprofiles durch die in Fig. 425 ver-
deutlichten Verhältnisse gegeben und stellen wir uns die Frage, wie hier die Haupt-
leitung anzuordnen sein wird, so sieht man zunächst, daß es nicht rationell sein würde,
Fig. 425.
L,
j .
€
eine zwischen dem Spiegel der Sammelstube in O und jenem des Reservoirs in E ge-
zogene Gerade als Linie der verfügbaren Druckhöhen zu wählen und entsprechend dem
unter Nr. 4 Bemerkten der Hauptzuleitung einen einheitlichen Durchmesser zu geben.
Diese Linie unterschneidet nämlich von O bis C das Gelände in dem Maße, daß auf dieser
Strecke ein Einschnitt für den Rohrgraben unmöglich wäre; man müßte einen Tunnel
bauen, um das Rohr durchlegen zu können. Ferner schneidet die Druckhöhenlinie auch
den Bergrücken III sehr tief an, so daß dort ebenfalls ein Tunnel, mindestens ein teurer
Einschnitt erstellt werden müßte. Daß dies nicht so wirtschaftlich ist, als das Legen
einer offenen oder geschlossenen Leitung von O nach € (7) und von dort nach (Z) IV
ist ohne weiteres einleuchtend, besonders auch in Rücksicht darauf, daß eventuell am
tiefsten Punkte der Zuleitung die relativ große Pressung yf entstehen würde, unter y
das Gewicht der Kubikeinheit Wasser verstanden. Man wird also das Wasser jedenfalls
von O nach ( (I) führen und nach Maßgabe des früher Erörterten die Wahl zwischen
offener und geschlossener Leitung treffen. In 7 muß ein Zwischenbehälter errichtet
werden, von welchem aus eine Druckleitung (0) Z, II, III, IV (E) beginnt.
Theoretisch wäre es nun sicherlich das Richtige, den Strahl von / nach E (IV) als Linie
der verfügbaren Druckhöhen anzusehen und eine einheitliche Leitung auf die ganze
Länge durchzuführen: Dies ist auch praktisch richtig, wenn die Rohrleitung ohne er-
hebliche Gefahr und bei normalem Aufwande pro Längenmeter die beim Schließen
des Zuflusses zum Reservoir entstehende Pressung y c erträgt. Ist die Lichtweite groß,
so kann es aber unter Umständen nicht ratsam sein, die Leitung dieser Pressung aus-
zusetzen. Dann wird man eine sogenannte Absturzleitung von I nach II erbauen oder
in II einen Druckregulator einschalten, je nachdem man das starke Gefälle h, zu Zwecken