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Von einer dem Fächersystem geonerischen Seite ist gesagt worden, die gegen
Unterbrechung der Versorgung bei Rohrdefekten im Fächersystem angelegten Um-
leitungen belasteten das Konto Verästelungsleitungen. Direktor Rother hat uns auf
die Frage, ob nicht durch derartige Querleitungen der Anspruch des Fächersystems auf
ein Kostenminimum überhaupt erlösche, folgende Ausführungen zugesandt, welche den
Unterschied zwischen Ring- und Fächersystem beleuchten. Die Ausführungen Rothers
lauten:
„Bei der aufgeworfenen Frage sieht es allerdings so aus, als ob ein Fächersystem
durch die zur Sicherung der Versorgung gegen Störungen notwendigen Querverbindungen
einem Kreislaufsystem ähnlich würde, und darum das letztere die natürlichere und bessere
Lösung wäre; in Wirklichkeit ist die Sache umgekehrt. Sind in
Fig. 459. Fig. 459 X, Y, und X, Y, die Hauptverteilungsleitungen zweier
benachbarter, durch die Linie G,@, getrennten Bezirke A, B, und
A A, B, nach dieser Grenze hin abzweigende Nebenverteilungsleitungen
x eines Fächersystems, so wird, da die letzteren nahezu demselben
, Punkte der Trennungslinie zustreben, Gelegenheit vorliegen, in .der
| Strecke B, B, eine zusätzliche Querverbindung zu schaffen. Bildet
Bon, 77° derselbe Leitungskomplex die Berechnungsfigur eines Kreislauf-
systems, sind also X, Y, und X,Y, zwei benachbarte primäre
Radialstränge, A, B, B,A, ein dazwischen geschalteter Peripherial-
strang eines solchen Systems, so zweigt notwendig von dem letz-
teren aus mindestens noch ein sekundärer Radialstrang nach außen
ab, wie in Fig. 460 der Strang OD. Stränge, die wie eben dieser
Strang © D von mindestens zwei vorausgehenden Leitungen aus
gespeist werden, gehören ebenso charakteristisch zum Kreislaufsystem, wie sie grund-
in, sätzlich beim Fächersystem vermieden werden, weil Trennung und Wiedervereinigung
ef von Wassermengen in einem Netze, das nicht der Mischung, sondern Verteilung
dient, entschieden zweckwidrig sind. Die zweckwidrige Wasser-
Fig. 460. führung wäre trotzdem als berechtigt anzuerkennen, wenn die
% Strecke B, B, des Kreislaufsystems die zusätzliche Querverbindung
A, B, B, des Fächersytems vollwertig zu ersetzen vermöchte. Dies ist
% aber nicht der Fall. Die Lichtweiten der Strecke B, B, beim Kreis-
B, laufsystem sind dem Zwecke angepaßt der Strecke CD von zwei
Seiten her ihren Bedarf in ungestörtem Betriebe zuzuführen, also
schon in diesem voll ausgenutzt. Die Querverbindung B,B, im
Fächersystem dagegen hat über die Ansprüche des ungestörten Be-
triebes hinaus und weil diese nach der Bezirksgrenze hin abnehmen
zum Teil erheblich erhöhte Lichtweite; die letztere wird daher im
Falle einer Unterbrechung der einen oder anderen der beiden Haupt-
F stränge X, Y, oder X, Y, wesentlich stärker aushelfend wirkend,
als die erstere. Um das Kreislaufsystem auf den gleichen Stand
zu bringen, wie das Fächersystem, müssen entschieden die Lichtweiten der
Strecke B, B, über die berechneten Maße gesteigert werden; damit entsteht umge-
kehrt aus dem Kreislaufsystem an sich ein Kreislaufsystem mit verstärkten Peri-
pherialsträngen, das einem Fächersytem mit Querverbindungen ähnlich ist und sich
nur durch die zweckwidrige Anordnung der sekundären Radialstränge davon unter-
scheidet. Diese Betrachtung dürfte jedes Schwanken zwischen den beiden Systemen
und jedes Bedenken wegen der Querverbindungen im Fächersystem beseitigen. Dasselbe
Bedenken tritt in Wirklichkeit auch bei dem Kreislaufsystem auf, wenn die gleiche
Xr
Ar