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und Wasservers. 1913 8. 960). Man kann Piefke nur zustimmen, wenn er fast zu dem
Ausspruch kommt die qualitative Leistung eines Filters sei der quantitativen umgekehrt
proportional. Dazu tritt, daß sich auch bei genauester Überwachung nicht während der
ganzen Betriebsperioden andauernd gleiche Wasserqualitäten erhalten lassen und schließ-
lich die Wasserverluste, welche während des Einarbeitens der Filter entstehen, keines-
wegs gering zu achten sind.
Schon Piefke fand, ‚daß große Filtrationsgeschwindigkeiten den suspendierten
Stoffen das Anschmiegen und Anheften an die Sandkörner sehr erschweren und die
Adhäsion stark beeinträchtigen“. Die Ursache hiervon ist die mit der Geschwindigkeits-
erhöhung verbundene Drucksteigerung. Der erhöhte Druck vermag leichter als der
schwache Hemmnisse in den Sandkanälchen aus dem Wege zu räumen und feine Teilchen
in die Tiefe eines Filters zu treiben. Die Verdichtung der oberen Zone tritt also später
ein als bei geringer Filtergeschwindigkeit. Aus vorstehendem ergibt sich auch, daß an
Mikroorganismen reiches Wasser mit besonderer Vorsicht filtriert werden muß.
Nach vorstehendem ist es nicht verwunderlich, wenn man bezüglich der Leistung
verschiedener Filter, die entweder in Millimeter pro Stunde oder pro Tag, oder in Kubik-
metern pro Quadratmeter und Tag angegeben werden, voneinander recht abweichende
Wertefinden kann. So fanden wir, ohneeine Gewähr für die heutige Gültigkeit übernehmen
zu können, daß beispielweises in Altona im Mittel mit 1,8 m im Maximum mit 2,4 m,
an den älteren Berliner Werken mit 1 m Geschwindigkeit pro Tag gefiltert wurde. In
Stuttgart wird z. Z. je nach Bedarf mit 1,8 bis 3,4 m gearbeitet; auch Hamburg arbeitet
mit schwankenden Mengen (vgl. den folg. $), Bremen erreicht zeitweise 3,4. Im allgemeinen
beträgt die Geschwindigkeit bei normalen Betrieben 1,5 bis 3 m, bewegt sich meist um
den Wert von 2,5 m herum, kann jedoch auch plötzlich auf wesentlich geringere Beträge
herabsinken. So kann besonders bei Flußwasserentnahmen und bei Hochwasser
der Keimgehalt des Rohwassers plötzlich auf solche Höhen steigen, daß ein Filter über-
haupt nicht mehr imstande ist die verlangte Herabminderung der Keimzehl zu bewirken.
In diesem Fall kommt eine Vorbehandlung des Rohwassers bezw. wie in Bremen die
Doppelältration nach System Götze (vgl. $ 99) in Betracht.
Die höchsten Leistungen erzielt man bei der Filtration von Talsperrenwässern,
dort kann man die Filter unter Umständen sehr wohl mit bis zu 3,0 und mehr cbm pro
Quadratmeter und Tag beanspruchen, insbesondere wenn man für Zurückhaltung des
Planktons vor den Filtern Sorge trägt. In Komotau, wo dies nicht geschieht, hat man
eine Zeitlang mit 3,6 m Geschwindigkeit pro Tag gearbeitet.
Nach dem Bericht des Remscheider Wasserwerks vom Jahre 1912 betrug dort
die höchste Filtergeschwindigkeit 5, 17 m gegen 5,00 m im Vorjahre, während die geringste
in beiden Jahren 2,20 m betrug. Diese Leistung ist natürlich nur durch die Anwendung
der Filtertücher als Vorfiltration ermöglicht. Im Jahresdurchschnitt betrug die mittlere
Geschwindigkeit 3,86 m. Bei dieser hohen Zahl ist allerdings zu berücksichtigen, daß
das Rohwasser sehr günstig ist. Die höchste Keimzahl betrug 180, die niedrigste 40.
Im filtrierten Wasser war die höchste Keimzahl 6, die niedrigste 2.
2. Erschöpfung eines Filters. Wir haben schon auf Seite 19 gesehen, daß durch
die fortgesetzte Ansammlung von Schmutzteilchen auf der Oberfläche eines Filters eine
allmähliche Verstopfung, ein Totarbeiten desselben herbeigeführt wird. Wie lange es
dauert, bis dieser Zustand eintritt, kann allgemein nicht angegeben werden. Dies hängt
vor allen Dingen ab von der Beanspruchung des Filters, der Art einer etwaigen Vorreini-
gung, sowie der Menge und Art der Verunreinigungen. Insbesondere Hochwassertrübungen
des Rohwassers und Algen können sehr schlimme Wirkungen ausüben.