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Resultat kommen würden und daß es nicht nur auf die Zahl, sondern vor allem auf die
Art der Bakterien ankomme; ferner, daß auf diese Weise nicht festzustellen sei, wieviel
Keime aus dem Rohwasser stammen und wie viele unter ihnen sogenannte Filterbakterien
seien, die aus dem Sandfilter selbst durch das durchfließende Wasser angespült sind.
Flügge ist mit Recht der Ansicht, daß man ‚‚in jedem Wasserwerk diejenigen Momente
ermitteln sollte, die leicht zu einer Gefährdung des Wasserwerks führen.“
Die Erscheinung, daß bei gleicher Filtrationsgeschwindigkeit das Reduktions-
verhältnis immer niedriger wird, je weniger Keime im Rohwasser vorkommen, erklärt
Piefke durch die Möglichkeit ‚daß durch den Wasserstrom an der unteren Grenzfläche
des Sandes Bakterien losgespült werden können. Nehmen wir an, es geraten auf diese
Weise ca. 30 pro 1 ccm in das Wasser und dieses enthalte vor der Filtration in der einen
Jahreszeit etliche tausend, etwa 3000, in der andern nur einige hundert, vielleicht
300 Keime. Werden dieselben durch das Filter in dem konstanten Verhältnis 1:100
reduziert, so finden sich in dem filtrierten Wasser
3000
in dem ersten Falle 30 + - or 60
b 300
in dem anderen 30 + ee 33.
Obgleich das Filter in durchaus gleicher und vorzüglicher Weise gearbeitet hätte,
würden sich doch die Redaktionsverhältnisse ganz verschiedenartig gestellt haben,
nämlich 1:50 resp. 1:9.“
Nach Grimm leugnen auch Kurth und Reinsch eine Beziehung zwischen dem
Bakteriengehalt des Filtrats und demjenigen des Rohwassers. Der erstere ist der An-
sicht, daß nur im Beginn einer Filterperiode plötzliche Steigerungen der Rohwasser-
Keimzahl sich auch im Filtrat bemerkbar machen. Letzterer leugnet dies überhaupt,
sofern der Keimgehalt im Rohwasser zwischen 10000 und 200000 legt.
Ein Betriebsleiter kann sich nicht damit zufrieden geben, festzustellen, daß er in
seinem BReinwasser dauernd weniger als 100 Keime im ccm hat. Vielmehr wird er be-
sonderes Augenmerk auf jede Art von Veränderungen im Filtrationsbetrieb zu richten
haben. Beispielsweise wäre schon eine Zunahme der Keime von 40 auf 60 bis 70 ein
Zeichen, dem er seine Aufmerksamkeit nicht verschließen dürfte. Für die dauernden
Beobachtungen und Maßnahmen, welche zur Erreichung eines jederzeit befriedigenden
Filterbetriebs notwendig sind, kommen namentlich in Betracht plötzliche Schwan-
kungen des Filtrationsdrucks, der Temperatur, der Klarheit und Durchsichtigkeit des
Reinwassers. Ferner ist zu beachten, daß das Oberflächenwasser im Winter im all-
gemeinen keimreicher ist als während des Sommers. Weitere Punkte, denen der Betriebs-
leiter seine Aufmerksamkeit zuzuwenden hat, sind: Die Niederschlags- und Temperatur-
verhältnisse im Einzugsgebiet, der allgemeine Gesundheitszustand der versorgten Be-
völkerung namentlich in Beziehung auf Infektionskrankheiten und auf Magen- und
Darmerkrankungen bei Kindern und Erwachsenen. Eine Filteranlage ist also
ein recht empfindliches Instrument, bei dem schon kleine Veränderungen wichtige
symptomatische Bedeutung haben können. — Aus vorstehendem ergibt sich gleichzeitig,
wie wichtig es ist, daß der Betriebsleiter stets genügende Reserven zur Verfügung hat.
Will man die Anforderungen, welche an einen richtigen Betrieb zu stellen sind,
kurz zusammenfassen, so kann dies vielleicht mit folgenden Worten geschehen: Die
größte Leistung soll 2,4 cbm pro Quadratmeter und 24 Stunden, die größte zulässige
Filterwiderstandshöhe 80 cm im allgemeinen nicht überschreiten. Nach einer Filter-
reinigung ist das Filtrat so lange auszuscheiden, bis es bakteriologisch ganz oder bei