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Vorhandensein zahlreicher Filter, wegen der dann möglichen Mischung mit besserem
Wasser, nahezu einwandfrei ist. Jedes einzelne Filter ist täglich bakteriologisch zu
untersuchen. Der obere Grenzwert für die Keimzahl des Reinwassers ist rund 100 im
ccm bei makroskopischer Zählung der Platten.
Im Anschluß an die Erfolge bei Sandfiltern wollen wir nunmehr die Resultate
wiedergeben, welche Kolkwitz und Thiesing bei ihrer Untersuchung von Riesel-
wiesen erhalten haben.'!) Die Verfasser sind der Meinung, daß bei Rieselwiesen wegen
des Mangels einer zusammenhängenden Schlammdecke das Abfangen der im auf-
fließenden Wasser enthaltenen Keime weniger ergiebig sei als bei Sandfiltern. Alle
untersuchten Rieselwiesen zeigten sich durchlässig für Plankton und einige andere
Organismen. Das Schlußergebnis war, daß der Filtriereffekt von Rieselwiesen hinter dem
der Sandfilter zurücksteht. Dabei ist jedoch wahrscheinlich, daß Rieselwiesen in den
Sommermonaten günstiger arbeiten als in den andern Jahreszeiten. Auch wird ange-
geben, daß das von Rieselwiesen kommende Wasser einen erfrischenderen Geschmack
besitze als das durch Sandfilter gelaufene.
Die oben genannten Verfasser weisen schließlich darauf hin, daß die Frage der
eventuellen Verstopfung von Rieselwiesen nicht aus dem Auge gelassen werden dürfe.
Auch können sich bei Inbetriebnahme einer Rieselwiese zunächst schlechte Resultate
ergeben, schon wegen der Veränderung der Vegetationsbedingungen durch die Aufleitung
von Wasser. Doch läßt sich ein Urteil im einzelnen Fall nur auf Grund örtlicher Unter-
suchungen und Erwägungen abgeben.
$ 99, Beispiele von Filteranlagen und Kosten der Filtration.
1. Beispiele von Filteranlagen. Wir beschreiben im folgenden einige wichtigere
Filteranlagen im Zusammenhang, weil sich so die Wirkungsweisen besser übersehen
lassen. Eine Art besonderen Systems bildet die in Bremen verwendete Doppelfiltration
nach System Götze, welche wir zunächst behandeln.
a) Doppelfiltration System Götze. Diese von dem Direktor Götze des
Bremer Wasserwerks ausgebildete Filtrationsmethode besteht in der mittels eines Hebers
erfolgenden Hintereinanderschaltung eines eingearbeiteten Filters hinter ein frisches.
Das System fand seine erste Anwendung in Bremen bei der Reinigung von Weserwasser.
Dort steigt bei Hochwasser der Keimgehalt des Rohwassers von 2—3000 auf 100000 bis
200000. Zur Bewältigung dieser Keimgehalte genügt ein einziges Feinsand£ilter nicht.
Götze kam daher auf die oben genannte Kombination, die bei frischen Filtern und bei
sehr unreinem Wasser Anwendung findet und die er wie folgt beschreibt.
„Ein Nachfilter, das als eingearbeitetes Filter hinter ein anderes, unvollkommen
arbeitendes geschaltet wird, beseitigt ohne Schwierigkeit die geringen Reste der Verun-
reinigungen, die gelegentlich im Filtrat noch vorhanden sind. Bei Hochwasser ist das
Angebot von Nährstoffen, die als die Bakterienmenge des Rohwassers ins Filter gelangen,
für dessen biologische Wirkung zu groß. Für ein eingearbeitetes, also biologisches Nach-
filter, ist ein Filtrat mit leichten Trübungen und einigen hundert bis tausend Bakterien
im cem ein Rohwasser, das ohne Schwierigkeit restlos verarbeitet werden kann. Neu
aufgefüllte und gereinigte Filter enthalten das biologische Feinfilter noch nicht oder
1) Mitteilungen der Kgl. Landesanstalt für Wasserhygiene Heft 5, Seite 143.