Full text: Motoren und Hülfsapparate für elektrisch betriebene Hebezeuge

  
  
verwirklicht ist, gilt, dass der magnetisch ausgeklinkte Schalt- 
hebel erst nach Erlangung einer gewissen lebendigen Kraft 
und eines genügenden Hebelarmes auf den eigentlichen Aus- 
schalter schlägt und ihn augenblicklich unterbricht. Wegen 
der Gefahr des Einrostens der Ausschalter ist als Material 
keinesfalls einfach Eisen, auf alle Fälle nur kupferbeschla- 
genes, am besten Phosphorbronze zu wählen. 
dig. AT. 
BEN Be I. 
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10) Der Drehstrommotor ist in den meisten Beziehungen 
dem Gleichstrommotor ebenbürtig, ja ihm überlegen; gerade 
als Hebezeugmotor ist er wirklich unübertroffen. Der em- 
pfindliche Kommutator und zumeist auch alle andern strom- 
zuführenden Teile, wie Schleifringe, kommen bei ihm in 
Wegfall, und seine Wicklung ist einfacher und widerstands- 
fähiger als die des Gleichstrommotors!). Verwendet man 
gleich viel Kupfer auf dem Anker, so zieht der Drehstrom- 
motor etwa 11 pCt mehr als der Gleichstrommotor?). Nutz- 
effekt und Preis sind bei beiden Motorengattungen beiläufig 
gleich, und nach Ablauf mancher Patente und bei allgemeinerer 
Verwendung dürfte der Drehstrommotor sogar noch billiger 
werden. Bei der jetzt ausschliefslich üblichen Ringschmierung 
braucht der Drehstrommotor fast gar keine Bedienung, jeden- 
falls kaum mehr als zwei Transmissionslager. 
Im Folgenden soll wesentlich nur von sog. asynchronen 
Dreiphasenmotoren, die mit drei um 120° gegeneinander ver- 
schobenen Wechselströmen gespeist werden, die Rede sein. 
Synchronmotoren und asynchrone Wechselstrommotoren (In- 
duktionsmotoren) fallen wohl hier ganz aufser betracht. 
Letztere leiden an dem Grundfehler, dass sie sehr schlecht 
und nur unter grolsem Stromverbrauch anlaufen, und 
zwar meist nur bei völliger Entlastung. Sie vertragen keine 
nennenswerte auch nur augenblickliche Ueberlastung, da sie 
hierbei einfach stehen bleiben und der Strom dann meist so 
hoch ansteigt, dass entweder die Schmelzsicherungen ihn 
gänzlich unterbrechen oder der Motor Schaden leidet. Ihr 
Nutzeffekt ist überdies anderen Elektromotoren gegenüber 
klein. Der Leistungsfaktor, das Verhältnis der wirklichen 
zu den scheinbaren Watt, ist gering, d. h. der Phasenver- 
schiebungswinkel zwischen Strom und Spannung, dessen 
Cosinus der Leistungsfaktor ist, ist grofs; das hat zurfolge, 
dass die Stromerzeuger, Leitungen und Transformatoren 
mehr Strom zu führen haben wie bei anderen Systemen. 
Bezüglich der Synchronmotoren gilt das früher anlässlich 
der Phasenregler Gesagte. Gegenüber anderen Mehrpha- 
senströmen gestaltet sich der Dreiphasenstrom in ver- 
schiedenen Beziehungen vorteilhafter. Bei gleichem Kupfer- 
gewicht und sonst entsprechenden Verhältnissen leisten Drei- 
phasengeneratoren und -motoren etwas mehr als zweiphasige. 
Das Verhältnis der Drahtmengen für Leitungsnetze bei glei- 
) Auf der Millenniumsausstellung zu Budapest lief ein einpfer- 
diger Drehstrommotor von Ganz & Co. vollständig unter Wasser, 
sodass auch der Luftzwischenraum mit Wasser ansgefüllt war; 
vergl. Z. 1897 S. 839. 
2) Kapp, Elektr. Kraftübertragung 2. Aufl. $. 246. 
  
  
cher Spannung, gleicher Energie und gleichen Verlusten ist 
nach G. Kapp: 
für einfachen Wechselstrom : unverketteten Zweiphasen- 
strom (4 Drähte): verketteten Zweiphasenstrom (3 Drähte, 
gemeinsame Rückleitung): Dreiphasenstrom 
= 100: 100 :170:75. 
Andererseits ist zu betonen, dass bei gleichzeitigem 
Lichtbetrieb der Zweiphasenstrom eine unabhängige Regu- 
lirung der einzelnen, verschieden belasteten Zweige zulässt, 
die bei Dreiphasenstrom nicht möglich ist. Dieser näm- 
liche Grund erklärt auch die Bevorzugung des einfachen 
Wechselstroms vor mehrphasigem in Anlagen mit vorwiegender 
Lichtabgabe, sowie die häufig anzutreffende Dreieckwicklung 
der Drehstromgeneratoren für Lichtbetrieb, da sich die ein- 
zelnen Zweige bei Dreieckschaltung gegenseitig weniger stören 
als bei Sternschaltung. 
  
Im übrigen besitzen alle Wechselströme dem Gleich- 
strom gegenüber den Vorteil, nicht elektrolytisch zersetzend 
zu wirken; anderseits jedoch auch die Nachteile, dass sie 
Telephonnetze stark beeinflussen und dass die Selbstinduktion 
und die Kapazität der Leitung unangenehme Spannungsabfälle 
— wenn sie auch wattlos sind — erzeugen, und dass überdies 
mit zunehmender Periodenzahl und wachsendem Durchmesser 
der Wechselstrom mehr und mehr gegen den Drahtumfang 
gedrängt wird, sodass der volle Querschnitt gar nicht mehr 
in Wirksamkeit kommt (skin effect). Die Einzeldrahtdurch- 
messer sind deshalb bei Wechselstromübertragungen unter 
7 bis 8 mm zu halten und in passender Weise und Entfer- 
nung zu gruppiren. 
Um eine richtige Würdigung der Eigenschaften des Dreh- 
strommotors zu ermöglichen, sei zunächst in kurzen Zügen 
eine rechnerische Entwicklung seiner Theorie gegeben. Der 
dem Leitungsnetz entnommene Dreiphasenstrom tritt in Fig. 
48 durch die drei Leitungen I, II, III über die Stäbe 1, 5 
und 9 in das stehende Motorfeld, in den »Stator« ein. Die 
erste Phase I der zweipoligen Trommelwicklung — die Ring- 
wicklung ist, wie von Gleichstrommaschinen her bekannt ist, 
dieser ganz ähnlich — ist der Ausführung entsprechend mit 
Verbindungen am Umfange, die beiden andern Phasen II und 
Ill sind schematisch mit Kreuzverbindungen gezeichnet. Die 
Wicklung ist durch I’ I’III' in Sternschaltung verkettet (sche- 
matisch wie W der Fig. 50). 
Die Punkte an der einen Hälfte der 24 Statorstäbe — 
jede Phase hat 2x4 Stäbe — deuten an, dass die betreffenden 
Stäbe beim Verfolgen der Wicklung von hinten nach .vorn 
zu durchlaufen sind; für die mit Kreuzen versehenen gilt das 
Umgekehrte. Die drei um 120° verschobenen Wechselströme 
erzeugen nun drei ebenfalls um 120° versetzte magnetische 
Wechselstromfelder, die sich zu einem sog. Drehfeld zu- 
sammensetzen, d. h. zu einem Magneten, dessen Pole bezw. 
RR — 
   
  
  
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