Ben
rasche Vorgäng ist womöglich nicht in das Belieben des Füh-
rers zu stellen, sondern nach Einleitung der Bremsung selbst-
thätig etwa durch einen Oelkatarakt zu veranlassen. Unter
Umständen bremst der vom Netze getrennte Motor schon da-
durch ziemlich wirksam, dass man ihn auf seine eigene Er-
regung arbeiten lässt. Bei der Verwendung des Motors als
Dynamo ist zu beachten, dass in gewissen Fällen recht hohe,
die Isolation gefährdende Spannungen entstehen können; eine
etwa daraus hervorgehende zu hohe Stromstärke sollte mittels
eines selbstthätigen Stromreglers durch Vorschalten von Wider-
stand innerhalb der zulässigen Grenzen gehalten werden.
Eine beachtenswerte Kombination der beiden genannten
elektrischen Bremsen ist die von Sperry, die in Fig. 86
schematisch skizzirt ist. Die magnetische Bremse mit dem
feststehenden Bremsringe A, der Erregerwicklung E£ und der
Bremsfläche B entspricht den Fig. 84 und 85. D ist der
Motor, der nunmehr in einer durch den Rheostaten W re-
gelbaren Weise auf die Erregerwicklung E arbeitet. Die
Vorrichtung wirkt dreifach: 1) durelı gewöhnliche mechanische
Bremsung in B, hervorgerufen durch die magnetische An-
ziehung Z; 2) entstehen durch die Polfortsätze von A, wie
in Fig. 85, in der rotirenden Eisenscheibe R bremsend
wirkende Wirbelströme; 3) wirkt der Motor als Dynamo.
Aus der folgenden Tabelle geht die Vergröfserung der Brems-
wirkung durch Punkt 2) und 3) hervor; es bedeutet B die
wirkliche bremsende Kraft und A die mittels u = 0,ı aus
dem Anpressungsdruck Z, Gl. (28), berechnete.
Bremsstrom Spannung B A
Amp V kg kg
9 1 60 3,4
15 3 916 96,1
41 8,5 1692 103,4
Diese Bremsung ist von der äufseren Stromzufuhr voll-
ständig unabhängig.
Ueber den Bremsmagneten selbst seien nun noch einige
Worte gesagt. Die Thomson-Houston Co. schmiert die
Bremsfläche mittels Bürste mit Graphit, was die Abnutzung
‘verringert und die Wirkung der Wirbelströme vergröflsert.
Die Erregerwicklung sollte den Erregerstrom immer in
gleicher Richtung zugeführt bekommen. Weil der remanente
Magnetismus die Bremsscheibe leicht festhält, ist es vorteil-
haft, sie durch eine Feder abdrücken zu lassen oder beim
Einschalten des Motors durch einen schwachen Nebenschluss-
strom abzustolsen, der die Remanenz aufhebt. Da die
Bremswicklung eine erhebliche Selbstinduktion besitzt, wird
man gut thun, einen induktionslosen Widerstand dauernd
parallel zu ihr zu legen, ähnlich wie es früher für das Aus-
schalten von Nebenschlusswicklungen der Gleichstrommotoren
geschildert worden ist, um dadurch den Extraströmen beim
Ausschalten einen ungefährlichen Verlauf zu geben. Auf die
magnetische Bremse wird von Sperry und der Thomson-
Houston Co. der Motor durch eine vollständig zwangläufige
Schaltvorrichtung umgeschaltet, sodass für rechtzeitige Brem-
sung Gewähr geleistet ist und unheilbringende Fehlgriffe so
gut wie ausgeschlossen sind.
Bei Kranen und Aufzügen, deren Fahrstuhlgewicht und
Nutzlast nicht teilweise ausgeglichen ist, wirkt der Neben-
schlussmotor während des Senkens von selbst als Bremse,
und es kann diese Bremsleistung vorteilhaft zur Rück-
gewinnung von elektrischer Arbeit ins Netz benutzt werden.
Der Motor liefert beim Lastsenken, sobald seine elektro-
motorische Kraft durch erhöhte Umlaufzahl die Klemmen-
spannung übersteigt, Strom ins Netz. Wie die in |Fig. 87
Fig. 87.
ö 4 8 72 “20 3 28Sch
wiedergegebenen Angaben der A.-E.-G.-Berlin!) zeigen, han-
delt es sich hierbei unter Umständen um ganz erkleckliche
Beträge. Die Kurven geben den Energieumsatz eines Schiffs-
kranes beim Laden an, und zwar Kurve I bei Volllast,
Kurve II bei halber Last. Die unter der Nulllinie liegende
Fläche stellt zurückgewonnene Arbeit dar. Der Drehstrom-
motor — obgleich Erfahrungen hierüber kaum zugänglich
sind — eignet sich zu diesem Zwecke offenbar ebenfalls.
Bei übersynchroner Umlaufzahl wird er asynchroner Generator
mit einer Schlüpfung, die gegenüber dem asynchronen Motor
als negativ bezeichnet werden muss, indem sich nämlich der
erzeugte Drehstrom in der Zykelzahl vollständig mit dem
Netzstrome synchronisirt?). Aus der Darstellung des Dreh-
moments für den einachsigen Drehstrommotor; Fig. 78, erhellt
ebenfalls,;dass dieser von der halben synchronen Umlaufzahl
ab ein negatives Drehmoment besitzt, also als Generator läuft.
Die wirksamste, wenngleich bei Gleichstrommotoren
häufig zerstörend wirkende Bremsung ist, den Strom im
Anker umzukehren, während der Motor noch im früheren
Sinne weiter läuft. Drehstrommotoren geeigneter Konstruktion
ertragen diesen Vorgang ohne weiteres; Laufkrane der Ma-
schinenfabrik Oerlikon weisen z. B. als einzige Steuerorgane
3 Hackmesserumschalter auf, die beliebig rasch umgelegt
werden können.
17) Der Motor ist im allgemeinen und insbesondere bei
starrer Uebersetzung durch eine nachgiebige Kupplung, die
häufig als Bremse ausgearbeitet ist, mit dem Vorgelege zu
) Elektrische Kraftübertragung und Kraftverteilung der A.-E.-G.,
1897 (Jul. Springer).
2) S. Thompson, Polyphase currents, und L’Industrie electrique
10. Jan. 1897, Hutin & Leblanc.