Full text: Motoren und Hülfsapparate für elektrisch betriebene Hebezeuge

  
sam wieder abkühlen. Durch Konstruktion luftiger Trommel- 
anker von genügend grofsem Durchmesser mit Stirnverbin- 
dungen am Umfange statt der luftabschliefsenden Kreuzungen 
über die Achse, sodass die innere Fläche des Ankereisens 
freiliegt, durch Anbringung künstlicher Luftkanäle, Fig. 8, 
unter Umständen auch durch Luftlöcher im Gehäuse, die 
allerdings den mechanischen Schutz beeinflussen dürften, lässt 
sich jedenfalls befriedigend abhelfen. Die Manchester-Form, 
zu der auch der frühere, allerdings schon über 4 Jahre ver- 
lassene Sprague-Motor gehörte, erfreute sich bis jetzt wegen 
Fig. 8. 
  
ihrer widerstandsfähigen, standfesten, überall zugänglichen 
und gefälligen Bauart im Aufzugbau weitgehender Beliebt- 
heit, obwohl sie teuerer und grölser ausfällt und mehr streut 
als zweipolige Dynamos mit einem magnetischen Kreise, 
wie z. B. die LH-Form von Siemens & Halske. Mag auch 
häufig der Platz für Hebezeugmotoren beschränkt sein, so 
sollte man sich doch wegen etwaiger Ueberlastungen und Er- 
wärmungen nicht dazu verleiten lassen, den Motor zu schwach 
zu wählen. Besser werden die Abmessungen durch Wahl 
guten Materials und, wenn nicht anders möglich, durch Ver- 
zicht auf einen hohen Nutzeffekt verringert. Anderseits 
braucht man bei kräftig konstruirten Motoren bezüglich kurzer 
Ueberlastungen und beim Anlauf auftretender Stromstölse 
nicht zu ängstlich zu sein. Anderson!) sagt inbetreff eines 
Gielsereikrans, dass die Schmelzsicherungen anfangs die un- 
angenehme Gewohnheit an den Tag legten, in sehr kritischen 
Augenblicken beim Giefsen durchzuschmelzen. Er brachte 
einfach stärkere Sicherungen an, womit er sich immerhin der 
Gefahr aussetzte, dass der Anker ausbrenne. Jahrelanger 
störungsfreier Betrieb bewies jedoch, dass die Zeitdauer der 
Stromstölse zu gering ist, um eine übermäfsige Temperatur- 
steigerung eintreten zu lassen. 
Zum Aufbau des Ankers benutze man best ausgeglühte 
Eisenbleche, die nach amerikanischem Vorgange zwecks 
Raum- und anderer Ersparnisse als Ersatz der gebräuchlichen 
Papierzwischenlage oxydirt werden. Das Feld giefse man 
aus weichstem Stahlguss. Gusseisen lässt die gewöhnlich 
verlangte rasche Geschwindigkeitsregelung gar nicht zu, Guss- 
eisenmotoren sind aufserdem viel schwerer und haben, da sie 
mehr Erregerwindungen brauchen, geringeren Nutzeffekt. Falls 
es sich darum handelt. das Eisenge- 
rippe klein zu halten, kann man die 
Induktion grofs, also auf dem oberen 
Aste der Charakteristik, Fig. 1, wäh- 
len. Es geht diese Beschränkung je- 
doch auf Kosten des Nutzeffektes bezw. 
der zur Erregung nötigen Kupferdraht- 
menge, da die Erhöhung der Induk- 
tion vom Knie der Kurve ab aufwärts 
unverhältnismäfsig mehr Amperewin- 
dungen erfordert als unter dem Knie. 
Ein starkes Schenkelfeld ist indes aus 
noch zu erwähnenden Gründen stets 
anzustreben, aber zweckmälsig durch 
Wahl grofser Eisenquerschnitte; man 
  
1) The Eleetrician 25. Sept. 1896. 
  
spart damit an Erregerstrom und Erregerkupfer, auch die An- 
kerwindungszahl und der Ankerwiderstand werden bei dem stär- 
keren Felde kleiner, sodass sich damit der Nutzeffekt steigern 
lässt Bei Reihenmotoren ist es sehr angezeigt, unter dem Knie 
der Charakteristik zu bleiben, damit sie weite Geschwindigkeits- 
regelungen zulassen und wegen der Möglichkeit, die Induktion in 
weiten Grenzen zu steigern, ein grolses Anzugmoment ergeben. 
Das Magnetgestell entwirft man zweckmälsig so, dass es ge- 
ringe magnetische Streuung besitzt, weil Hebezeugmotoren ge- 
wöhnlich in eisenreicher Umgebung aufgestellt sind und die 
Streuung mit stärkerer Magnetisirung zunimmt, sodass sogar 
die Regulirfähigkeit des Motors dadurch Einbulse erleiden kann. 
Alle Drahtwicklungen müssen kräftig und widerstandsfähig 
sein, sodass Erschütterungen und atmosphärische Einflüsse 
nicht zerstörend wirken. Auf den Anker legt man heutzu- 
tage fast durchweg nach Schablone hergestellte Trommel- 
wicklung, deren Grundform von Eickemeyer') gegeben worden 
ist. Diese Schaltung vermeidet alle unmittelbaren Drahtkreu- 
zungen, die Spulen sind leicht einzeln ersetzbar und haben 
alle genau gleiche Drahtlänge. Hänfig besteht eine Spule aus 
nur einer oder ganz wenigen Windungen in länglichem oder 
quadratischem Vierkantkupfer, das in Nuten der Ankerbleche 
eingelegt und dann durch eine Keilplatte k festgehalten wird, 
Fig. 9. Die Nuten füttere man nicht. wie es meist üblich 
ist, mit einer Isolationsröhre aus, sondern gebe den Drähten 
selbst die genügende Isolation. Ein Ersatz bewerkstelligt 
sich auf diese Weise einfacher und rascher. Aus gleichem 
Grunde sind kegelförmige Nuten, die am Umifange enger sind, 
und in welche die Drähte eingezogen werden müssen, sodass 
die Platte k, Fig. 9, überflüssig wird, ebenso wie Lochanker 
nicht zu empfehlen. Für mehrpolige Motoren lässt sich die 
Trommelwicklung bequem so verbinden, dass nur 2 Bürsten- 
paare zur Stromableitung notwendig werden. Da indessen 
bei dieser Wicklungsart Stäbe von erheblich verschiedenem 
Potential neben einander zu liegen kommen, muss ihre Iso- 
lation besser sein als bei Ringwicklung. Die Walker Co. in 
den Vereinigten Staaten weicht ihre Feldspulen vollständig 
in Asphalt ein, um sie wasserdicht zu machen. 
5) Um den Drehungssinn der Motoren umzukehren, wechsle 
man den Ankerstrom, nicht das Feld. Motoren, die zugleich 
als Dynamos zu elektrischer Bremsung gebraucht werden, 
können durch Wechseln des Feldes vollständig entmagnetisirt 
werden und ihren Dienst als Bremse versagen. Für Motoren. 
und insbesondere für Umsteuermotoren, ist Verwendung von 
Kohlenbürsten geboten, da diese sich gut radial anschmiegen 
und wegen ihres beträchtlichen elektrischen Widerstandes und 
gröfserer Breite in Richtung des Umfangs am ehesten funken- 
freien Gang ergeben. Da die Motoren möglichst wenig War- 
tung erfordern sollen, ist auf gute Bürsten und Bürstenhalter 
besonderer Wert zu legen. Die Spannfeder sollte z. B. wäh- 
rend der ganzen Lebensdauer der Bürste ohne Regelung 
gleich stark andrücken. Eine vorzügliche Bürstenkonstruktion 
ist diejenige der Compagnie de I’Industrie electrique in Genf, 
wie sie z. B. in Fischer-Hinnens bereits angezogenem Werke 
in Fig. 167 u. 168 S. 257 dargestellt ist. Es werden kleine 
kegelförmige Kohlenstücke, die verkupfert oder in ein Kupfer- 
netz gesteckt sein können, in eine schwalbenschwanzförmige 
Nute des Bürstenhalters geschoben. Eine Spiral- oder Blatt- 
feder, die sich manchmal, wie in einer Ausführung der Elek- 
trizitäts-A.-G. vorm. Schuckert & Co., zurückschlagen oder 
überschlagen lässt, sodass die Kohlen bequem ersetzt werden 
können, drückt die Bürste auf den Kollektor. Die Bürsten- 
abmessungen sind für alle Maschinengröfsen gleich, es wird 
nur ihre Zahl geändert. Den Kommutator wähle man, um 
Funkenbildung zu vermeiden, grofs mit entsprechend zahl- 
reichen Lamellen. Die Ankerrückwirkung spielt bei Motoren 
eine noch gröfsere Rolle als bei Dynamos, da sie kleiner 
und umsteuerbar sind. Die Mittel zur Abhülfe sind die früher 
erwähnten. Die Ausführung eines eisengeschlossenen, reclıt 
gedrängten Motors, die nach Art der Fig. 3 Rücksicht auf 
die Verringerung der Ankerrückwirkung nimmt, was von 
dieser Motorenform im allgemeinen gerade nicht gesagt 
werden kann, findet sich in dem bereits mehrfach erwähnten 
!) Arnold, Ankerwicklungen, 2. Aufl. S. 263. 
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