Full text: Beiträge zur physischen Anthropologie der Deutschen, mit besonderer Berücksichtigung der Friesen

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der Deutschen, mit besonderer Berücksichtigung der Friesen. 329 
seien, schwere Lasten auf dem Kopfe zu tragen in einem Alter, wo die 
Knochen noch beweglich sind, eintreten könne, auch ohne dafs irgend 
eine Knochenkrankheit vorhanden sei. Dies sei an den Schädeln der 
Fleischerjungen in Edinburgh beobachtet worden. Mir ist, so wenig wie 
Hrn. Boogaard, über diese letztere Beobachtung etwas Genaueres be- 
kannt; sie verdiente wohl, besonders bewiesen zu werden. Ich will die 
Möglichkeit nicht in Abrede stellen, möchte aber vorläufig den Werth 
dieser Thatsache für das uns hier beschäftigende Gebiet in Zweifel ziehen, 
weil es meines Wissens innerhalb desselben nicht gebräuchlich ist, dals 
Kinder schwere Lasten auf dem Kopfe tragen. Wohl habe ich bemerkt, 
dafs Fischerfrauen der westholländischen Küste auf ihre srolsen Stroh- 
hüte Gefälse mit Fischen stellen und damit fortwandern, aber diese Last 
ist sicherlich nicht so grofs, als die Lasten, welche in Süd- und West- 
deutschland, und zwar auch schon von zarteren Kindern, auf dem Kopfe 
getragen werden, ohne dals basilare Impressionen daselbst häufig zu sein 
scheinen. 
Die drückende Last wird also in der Regel nur der Kopf sein. 
Je grölser und schwerer der Schädel, je reichlicher der Schädelinhalt 
wird, um so leichter wird man sich die Entstehung einer basilaren Im- 
pression vorstellen können. Dies pafst am besten auf den chronischen 
Hydrocephalus. In diesem Sinne hat sich Hr. Rokitansky in einer 
viel eitirten Stelle!) ausgesprochen, welche in der ersten Auflage seines 
Werkes noch den später unterdrückten Zusatz enthielt, dafs der Hydro- 
cephalus höchst wahrscheinlich aus der Fötusperiode sich datire. Dage- 
gen hat schon Hr. Boogaard?) erwähnt, dafs er bei keinem der zahl- 
reichen hydrocephalischen Kinderschädel, welche er untersucht habe, eine 
basilare Impression habe antreffen können. Ich mufs ihm für mein Beobach- 
tungs-Gebiet vollständig beistimmen. Auch an älteren Schädeln mit chro- 
nischem Hydrocephalus vermisse ich die Impression, der Kopf mag noch 
so grols geworden sein. Wie mir scheint, erklärt sich diese Immunität auch 
recht gut durch den hohen Grad von Spannung, welche alle Nähte und Fon- 
!) Carl Rokitansky, Lehrbuch der pathologischen Anatomie. Dritte Auf- 
lage. Wien 1856. Bd. II. $. 149. 
?) Boogaardl. e. Bl. 98. 
Phys. Kl. 1876. 42 
   
      
   
    
   
   
   
   
  
   
  
    
   
  
  
    
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
       
   
  
  
  
  
  
   
  
  
 
	        
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