332 Vırcuow: Beiträge zur physischen Anthropologie
ähnliche Veränderungen der Knochenoberfläche durch Reizungen und ent-
zündliche Prozesse hervorgerufen werden, welche mit dem Wachsthum
an sich nichts zu thun haben. Diese im engeren Sinne krankhaften
Wucherungen von den freilich auch pathologischen, aber doch mit der
Entwickelungsgeschichte der Knochen eng verknüpften Bildungen zu tren-
nen, ist die Aufgabe einer feineren Diagnostik.
Zu den letzteren Bildungen rechne ich folgende:
A. An den Gelenkhöckern (Coronae, Processus condyloides).
1) die Trennung der Gelenkflächen in zwei gesonderte
Abschnite, wie sie bei dem Urker Schädel Nr. 18, sowie den Warga-
Schädeln Nr. V und VI beschrieben ist (S. 86, 174, 176). Allerdings
kann ich nieht behaupten, dafs diese Trennung der früheren Synchon-
drosis intracondyloidea entspricht, von der ich nachgewiesen habe), dals
sie mehr nach vorn liest und dafs die Halbirung der Gelenkflächen in
eine vordere und hintere Hälfte nichts mit ihr zu thun hat. Auch ın
den erwähnten Fällen befindet sich die Trennungsstelle etwas weiter nach
rückwärts, als nach der Lage der Synehondrose erwartet werden sollte.
Dies spricht gegen die unmittelbare Beziehung der Trennung auf die
Synchondrose, aber jedenfalls ist sie auf eine Störung der Entwickelung
zu beziehen.
2) die stärkere Entwickelung des Tubereulum innomi-
natum ?), wie sie der Schädel aus dem bremischen Bleikeller (S. 279) zeigt.
B. Am hinteren Umfange des Hinterhauptsloches:
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1) mediane Knochenvorsprünge in der Gegend des früheren
Manubrium squamae oceipitalis®). Sie erscheinen in Form kleiner Knochen-
spitzen an dem Ankum-Schädel Nr. I (8. 290).
2) laterale Knochenspitzen in der Gegend der alten Syn-
chondrosis posterior, wie sie bei dem Marker Schädel Nr. 16 (S. 74) und
1) Virchow, Entwickelung des Schädelgrundes S. 13.
:) Ebendaselbst S. 14.
3) Virchow, Merkmale niederer Menschenrassen. Denkschriften der Akademie
S. 67.