338 Vırcuow: Beitrage zur physischen Anthropologie
des Eindruckes setzen dürfe. Symptomatologisch kommt es natürlich
hauptsächlich auf den Raum hinter den Gelenkhöckern an, da hier der
eigentliche Platz für das Rückenmark ist. Eine blofs vordere Verenge-
rung des Loches kann daher während des Lebens ganz latent bleiben.
Die Verengerung des hinteren Abschnittes, welche schwere Folgen für die
Funktion des Rückenmarkes nach sich zieht, kommt viel häufiger auf
Rechnung einer Dislocation des Atlas, als auf eine das Hinterhauptsloch
selbst betreffende Veränderung.
Es scheint mir aber, dafs jede der vorher unter A—D. aufgezählten
Veränderungen, sie mag SO theromorph, als irgend möglich, sein oder
noch so sehr im Zusammenhange mit natürlichen Entwickelungsvorgän-
gen stehen, als ein pathologisches Erzeugnils zu betrachten ist, welches
bestimmte Reizungen der betreffenden Theile voraussetzt, und zwar Rei-
zungen, die einer mehr oder weniger frühen Zeit des Lebens angehören.
Denn die betreffenden Synchondrosen schlielsen sich früh, wenngleich sehr
verschieden: die Synchondrosis sphenooceipitalis bleibt noch manches Jahr,
nachdem die Synchondrosis intracondyloidea längst geschlossen ist, krank-
haften Reizungen ausgesetzt. Eine solche Reizung pflegt aber Wucherung
des Knorpels und diese wiederum verminderte Widerstandsfähigkeit zu be-
dingen; in Folge davon können sich die Knorpel biegen und die benachbarten
Knochenabschnitte veränderte Stellungen einnehmen. Finden wir daher
gleichzeitig mit basilarer Impression erhebliche Deviationen derjenigen
Theile, welche das Hinterhauptsloch begrenzen, so läfst sich die Wahr-
scheinlichkeit, dafs beide Erscheinungen ın einem ursächlichen Zusammen-
hange stehen, nicht wohl ablehnen.
Wir besitzen freilich nicht viele so auffällige Beispiele, wie das-
jenige, welches ein von Hrn. Friedlowsky!) beschriebener Fall dar-
bietet: in demselben fanden sich zwei Processus papillares vor dem
Hinterhauptsloche und zugleich eine bedeutende Vergröfserung und De-
viation des linken Gelenkhöckers, der sich bis auf eine Entfernung von
2 Linien der Medianlinie genähert hatte. Indels scheint es mir, dafs die
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Fälle von Impression, wie sie von Hrn. Gruber (8. 355 Anm.) und von mir
1) A. Friedlowsky, Wiener Medieinische Jahrbücher. 1868. Bd. XV. S. 241.
Pak. IV. Pie. IV.