340 Vırcnow: Beiträge zur physischen Anthropologie
und an dem hinteren Umfange desselben eine schräg nach oben und innen
gerichtete, kleine glatte Fläche. Die Oerebellargruben flach, die Unter-
schuppe verdünnt und in der Mitte hinter dem Loche mit einer starken
Grube versehen. Vorn, besonders links, sieht man von den Gelenkhöckern
aus sich eine niedrige Knochenwucherung auf die Apophysis basılarıs er-
strecken, welche gegen die Mittellinie hin kleine, den Processus papillares
ähnliche Erhebungen trägt, von denen die linke gröfser (etwa hanfkorn-
srols) ist. Auch hier ist der Clivus steil. Bei der Autopsie wurde das
Gehirn im Ganzen unverändert, jedoch die Ventrikel weit gefunden.
Noch mehr bedeutungsvoll sind die Fälle von Anchylose des
Atlas mit und ohne Luxation. Schon in meiner ersten Mittheilung über
diese Verhältnisse!) habe ich ein Präparat der Würzburger Sammlung
erwähnt, bei dem eine fast horizontale Stellung des Grundbeins und ein
Eindruck an seiner unteren Seite durch eine Luxation und Anchylose des
Atlas nach vorn bedingt ist, und bei dem aulserdem die Synchondrosis
sphenooceipitalis noch ganz offen ist. Später?) habe ich darauf hinge-
wiesen, dals diesem Falle andere gegenüberstehen, in denen ich den Olıvus
ziemlich steil fand; ich schlofs daraus, dafs der Zeitpunkt der Luxa-
tion von Bedeutung sei, und dals, wenn einmal die Synchondrosen ge-
schlossen sind, keine sehr wesentlichen Veränderungen in der Stellung
des Olivus und in der Bildung des Tuberculum innominatum mehr vor-
kommen möchten. Dafür scheinen auch die Fälle von Anchylosis atlantico-
oceipitalis nach Caries syphilitica zu sprechen, in welchen in der Regel
keine solche Veränderungen zu bemerken sind. Indefs spätere Erfahrun-
gen haben mir doch gezeigt, dals man in der Negatien leicht zu weit
gehen kann. Wiederholt habe ich Schädel mit eingedrücktem Tribasilar-
bein und Anchylose des Atlas gesehen, ohne dafs ich nachweisen konnte,
dafs es sich um Krankheiten der Entwickelungsperiode handelte. Indefs
möchte ich besonders betonen, dafs, wenn ich allerdings diesen Nachweis
nicht führen konnte, eben so wenig der Nachweis des Gegentheils zu
führen war.
1) Virchow, Gesammelte Abhandlungen S. 972.
2) Virchow, Entwickelung des Schädelgrundes S. 68.