Full text: Die Mundarten Württembergs

  
    
3. Abschnitt 
Vergleiehung und Gliederung der Mundarten 
A. Unterschiede und Uebereinstimmungen 
Die Einzelbeschreibung hat gezeigt, dass die beiden Mund- 
arten des Landes sowohl in der Lautgestaltung als in der 
Wortbeugung vom Mittelhochdeutschen wie von der 
nhd. Schriftsprache recht erheblich abweichen, dass sie 
auch untereinander wenigstens in der Lautgestaltung sehr 
verschieden sind, sie hat ausserdem bestätigt, dass auch 
noch innerhalb beider Grossteile vielerlei Sondererschei- 
nungen oder weiter verbreitete Unterschiede auftreten, 
dass manche davon den einander benachbarten Teilen des Schwä- 
bischen und des Fränkischen vereint zukommen. 
Die Abweichung vom Mittelhochdeutschen ist im Nord- 
osten, also im fernsten Ostfränkischen, am stärksten und 
im Süden, also im Niederalemannischen, am schwächsten. 
Die Eigentümlichkeiten des Nordostens treffen sowohl die 
Lautgestaltung als die Wortbeugung. Die auffallendsten sind 
die weitgehenden Kürzungen altlanger Selbstlaute und die Be- 
seitigung der Endung in der Dingform der Zeitwörter (z. B. 
khaf kaufen). Die Spracherscheinungen, in welchen das Nieder- 
alemannische dem Mhd. näher bleibt als der Grossteil des 
Schwäbischen und als das gesamte Fränkische, sind die Beibe- 
haltung des 2, % mhd. Stufe (#s, mhd. zs Eis, Rüs, mhd. hüs 
Haus), der kurzen Aussprache der betonten altkurzen Selbst- 
laute altmehrsilbiger Wörter auch vor leichten Mitlauten (lads, 
mhd. Zaden laden), der Doppelaussprache der altdoppelten ff, 
5, 35, chch ($affo schaffen, gsso essen, max%y> machen) und 
der Unterscheidung des pp, p von 5, des if, t von d, des kk, 
k im Wortinnern von 9. 
Unter den ungemein zahlreichen Unterschieden zwischen der 
schwäbisch-niederalemannischen und den fränki- 
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