Der Prinz Joachim Sigismund, der Sohn des brandenburgifchen
Kurfürſten Johann Sigismund, erfundigte fich 1625 Eurz vor feinem Hin,
ſcheiden auf dem Totenbette, ob man die Weiße Frau wieder geſehen habe.
In den Jahren 1659 und 1660 hing ihr Erſcheinen nicht mit einem Todeg;
falle zuſammen. Von ihrem Auftreten im leßfgenannten Jahre erzählt
man, die Weiße Frau ſei dem Oberſtallmeiſter von Borsdorf (Burgsdorf)
begegnet, der ſie hon immer einmal habe ſehen wollen. Als er eines
Abends aus dem Schlafgemach des Kurfürſten kam und die kleine Stiege nach
dem Hof, wo ſein Pferd ſtand, hinuntergehen wollte, trat ſie ihm entgegen.
Nach anfänglicher Beſtürzung riß er ſih zuſammen und herrſchte ſie mit
den Worten an: „Du alte ſacramenſchte Hure, haſt Du noch nicht Fürſten-
blut genug geſoffen? Will Du no< mehr holen?“ Dieſe aber, in ihrem
weißen Gewande, faßte ihn, ſtatt zu antworten, am Halſe und warf ihn
die Stiege hinunter, daß ihm die Rippen krachten, doch ohne daß er weiteren
Schaden genommen hätte?) Ob man Borsdorf einen Streich ſpielen
wollte, wie Albrecht von Kulmbach? Er hätte ihn allerdings nicht mit
demſelben Erfolge pariert wie dieſer, — falls überhaupt etwas an dieſer
Erzählung ift!
Luiſe Henriette, die Gemahlin des Großen Kurfürſten, ſah mit ihren
Kammerfrauen kurz vor ihrem Tode im Jahre 1667 die Weiße Frau an
ihrem Schreibtiſch fißen, wie fie auch der Hofprediger Brunfenius genau
ein Jahr vor dem Tode des Großen Kurfürſten in Potsdam geſehen haben
will, Erft vor dem Tode Friedrich Wilhelms II. bemerkte man wieder
eine weiße Geſtalt auf der Treppe des Schloſſes.
Es iſt auffällig, daß der nüchterne Soldatenkönig Friedri<h Wilhelm I.
und fein aufgeklärter Sohn Friedrich nicht mit in die Geſpenſtergeſchichten
hineingezogen worden find, wiewohl auh damals der Aberglaube Feines,
wegs ausgerottet war. Denn die Orthodoxie bekämpfte zwar abergläubiſche
Vorſtellungen, ließ ſie aber gelten, wenn fich dafür aus der Bibel der
Nachweis erbringen ließ! „Ohnerachtet König Friedrich Wilhelm die Ge;
ſpenſter-Erſcheinungen noch in Übung und bey Glauben fand, zweifelte er
doch an deren Richtigkeit, und gieng beſonders darauf aus, die weiſſe
Frau auf dem Schloſſe zu Berlin zu entde>den.“®)
Man hatte {on „beim Schloß 1709 in einer Mauer ein weibliches
Skelett gefunden, welches man damals gutherzig genug war, es für das
Skelett der Weißen Frau zu nehmen; eg wurde auf dem Domfriedhof
ehrlich begraben, in der Hoffnung, fie würde nunmehr nicht wiederfommen.
Sie wagte es zwar noch einmal unter König Friedrich Wilhelm, als aber
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