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Ergebnis iſ nicht bekannt. Jedenfalls erzählte man fich allenthalben in
der franzöſiſhen Armee von dieſer ſchauderhaften Begebenheit.
Als Napoleon ſelbſt am 14. Mai 1812, auf ſeinem Zuge nah Rußland,
in Bayreuth abſtieg, nahm er ebenfalls Quartier im Neuen Schloß. Er
hatte aber von Aſchaffenburg einen Kurier mit dem ausdrüdlichen Befehl
vorausgeſandt, der Kaiſer wolle nicht in den Zimmern wohnen, in denen
die Weiße Frau zu erfcheinen pflege, auch dürfe niemandem vor dem Ein;
treffen des Kaiſers der Zutritt in die für ihn eingerichteten Zimmer geſtattet
werden. Napoleon erkundigte ſich ſogleich nach feiner Ankunft beim Grafen
Münſter, ob ſeine Befehle befolgt worden ſeien. Am nächſten Morgen, bei
ſeiner Abreiſe, war der Kaiſer auffallend unruhig und verſtimmt. Er warf
mehrmals die Worte hin: „Ce maudit château!“ (das verwünſchte
Schloß!) und äußerte zu ſeiner Umgebung, in dieſem Schloſſe wolle
er nicht wieder abſteigen. Er erkundigte \i< genau nach dem Koſtüm, das
die Weiße Frau auf dem Gemälde im Schlofle trage, lehnte aber mit auf-
fallender Heftigkeit das Anerbieten ab, das Bild herbeisuholen. Das
Gefolge des Kaifers flüfterte fich zu, Napoleon habe ſehr unruhig geſchlafen
und ſei wahrſcheinlich Durch das Erſcheinen der Weißen Frau geſtört worden.
Der Graf Münſter, dem wir dieſe Mitteilungen verdanken, erzählt
ferner, er ſelbſt habe wenige Stunden vor Napoleons Ankunft einen Rund-
gang durch die eingerichteten Zimmer gemacht, um fih zu überzeugen,
daß alles in Ordnung ſei, und ſei ſehr unangenehm durch die Erſcheinung
einer Dame in der Palmen-Galerie überraſcht worden. Als er den Haus-
hofmeiſter an das ergangene Verbot erinnert und nochmals nach der Dame
gebli>t habe, habe er in ihr die Weiße Frau erkannt ; einen Augenbli> ſpäter
ſei ſie verſ<hwunden. Minutoli fügt allerdings hinzu, Graf Münſter ſei kurz-
ſichtig, eine Täuſchung mithin leicht erflärlih geweſen.
Als Napoleon zum zweiten Mal nach Bayreuth kam, hatte er durch
einen Kurier Befehl gegeben, nicht im Neuen Schloffe für ihn Quartier zu
machen. Wiewohl die Vorbereitungen zu ſeiner Aufnahme im Alten
Schloſſe getroffen waren, \o erklärte Napoleon doch bei ſeiner Ankunft, er
wolle lieber, ſtatt in Bayreuth zu übernachten, no< bis Plauen fahren:
und fo geſchah es.
Noch einige Male erſchien die Weiße Frau in Bayreuth, das lezte Mal
im Jahre. 1822._In dieſem Jahre ſtarb der dortige Schloßkaſtellan Schlüter,
ein gut preußiſ< und den Franzoſen feindlich geſinnter Mann, in deffen !
Nachlaß einige an die {warz-weiße Frau erinnernde Kurioſitäten auf-
gefunden ſein ſollen, wie Minutoli berichtet.) „Einige Jahre darauf
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