aller Anſtrengungen, die er machte, um heiter zu erſcheinen, ſeine Seele die
Beute eines peinlichen Zuſtandes war. Wenn auch ſein Lächeln eine ruhige
Sicherheit atmete, war doch ſeine Stirn nachdenklich und ſein etwas trüber
Bli zeugte davon, daß er eine Nacht verbracht hatte, die die Todesangft
heimgefucht hatte,
Der Prinz wollte jedem üblen Eindru> zuvorkommen, — er feßte fein
Pferd in Galopp. Begeiſterte Hochrufe empfingen ihn in dem Augenbli>,
da er die Bataillone und Eskadrone überholte, die ſich in Schlachtlinie auf;
ſtellten. .
Der Prinz nahm feinen Standort in der Nähe der Chaffenre, um die
Bewegungen des Feindes zu beobachten, den man, in einige Detachements
eingeteilt, auf den bewaldeten Höhen der Umgegend erkennen konnte. Bis
dahin war kein Schuß gefallen.
Prinz Louis war mit jenem Elan empfangen worden, der von der Hin-
gabe der Truppen an den zeugt, den ſie des Kommandos würdig halten,
aber die Tränen und das Schluchzen einiger Frauen, die am Wege ſtanden,
fontraſtierte mit dem Jubel, der unſere tapferen Soldaten anfeuerte.
„Frauen! Weint nicht,“ ſagten die einen, „ſollte man nicht meinen,
wenn man Eure Jeremiaden hört, wir gingen zu einem Begräbnis?“
„Eure Tränen werden den Weg aufweichen“, fügte ein anderer hinzu,
„wir haben genug ſolhes Waſſer“.
Ungeduldig, fi an der Spitze dieſer Truppen zu fehen, ftachelte der
Prinz fein Pferd an. Ich folgte ihm unmittelbar, Plöslich bemerkte ich am
Rand des Weges eine Frau von fonderbarem Ausfehen. Sie faß auf
einem Raſenhügel und verbarg ihr Geſicht unter einem weißen Schleier,
der ihre Züge den Bli>en verbarg. Wie ihre Begleiterinnen ſchien ſie vom
Schmerz erſti>t; und ich hörte das Geräuſch ihres Schluchzens.
Nichts Außergewöhnliches daran! War es erſtaunlich, daß eine Frau,
eine Mutter ohne Zweifel, Tränen vergoß, als ſie ſoviel junge Menſchen
zum Kampf marſchieren ſah, voller Leben und Geſundheit, die in einigen
Yugenbliden nur noch verftümmelte Leichname fein würden? Aber wie groß
war mein Erſtaunen, als der Prinz ſein Pferd haſtig anhielt, fich zu mir
umwandte, und ru>weiſe hervorſtieß: „Noſtiz! Wieder dieſe Frau! Die
Weiße Frau verfolge mich!“
Dann, im ſelben Augenbli>e, jagte er im Galopp mit ſeinem Pferd vor-
wärts, wie um fich der Macht dieſes geheimnisvollen Weſens zu entziehen,
das ihn fo tief ergriffen hatte.
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