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Vaters Nachfolger werden ſollte, heiraten. Da ritt am 9. Oktober 1806,
von Jena kommend, Prinz Louis Ferdinand mit ſeinem Stabe im Sd<hloſſe
ein. Der Prinz galt als der {önſte und lieben8würdigſte Mann ſeiner Zeit.
Er hieß in Hofkreiſen nur „der preußiſche Alkibiades“. Für hübſche Mädchen
hatte er ſtets etwas übrig. Darauf baute die kluge Kammerzofe ihren Plan.
Beim Betreten des Schloſſes durch den Prinzen huſchte das reizende Kind
im Korridor freundlich lächelnd an ihm vorüber. Als ſpäter der Prinz, dem
des Fürſten Leibkammerdiener zur Bedienung beigegeben war, ſein Zimmer
betrat, fand er auf dem Tiſche ein Briefchen, in dem ihn das Mädchen in-
ſtändig bat, bei dem Fürſtenpaar zu erwirken, daß beide Liebende ehelich
zuſammenkommen könnten. Der liebenswürdige Prinz verſprach das auch
in einem unter Verſchwiegenheit dem Kammerdiener zur Ablieferung über-
gebenen Billet, do< knüpfte der liebevolle Schwerenöter eine leicht zu
erfüllende Bedingung daran. — Aus dieſem Grunde flog in mitternächtiger
Stunde ein weißer netter Käfer in das Gemach des Prinzen. Das haben
bei den hellerleuchteten Räumen und offen ſtehenden Flügeltüren eine Anz
zahl von Gäſten beſtimmt bemerkt), freilich in der Meinung, die Unheil
verfündende Weiße Frau geſehen zu haben. Der nad wenig Stunden
erfolgte Tod des Prinzen ſchien ihnen ja auch recht zu geben.
Mit Noftiz’ Erzählung läßt fich diefe Erklärung nicht recht vereinbaren;
auf das Erſcheinen der Weißen Frau auf dem Schlachtfeld felbft geht fie
gar nicht ein. Vielleicht iſt die Löſung des Rätfels noch einfacher zu ger
winnen. Denn tatſächlih haben wir ja nur Runde von dieſer Erſcheinung
durch den Grafen Noſtiz, der der einzige Zeuge war. Noſtiz hat Rahel Levin
davon erzählt, aber offenbar in einem ganz anderen Rahmen. Denn Rahel
ſchreibt am 9. Januar 1812 an ihren Freund Varnhagen in Prag :1°) „Ich
ſchreibe jeßt nur, um Dich inſtändig zu bitten, eh’ er nach Wien ver;
ſ{windet, dem Hrn von Noſtiz ja ſeinen Traum von Prinz Louis und
Schillers „Geiſterſeher“ abzufragen, um ihn genau aufzuſchreiben ! Auch laß
Dir Louis’ Dod genau erzählen und ſchreibe ihn au< auf. Mir erzählte er
beides göttlich: ſo naiv, ſo darſtellend, ſo unbewußt {ön: ſo natürlich;
mahne ihn an, daß er's wieder fo mache: aber ſag ihm nicht, zu welchem
Zwe>e. Er liebt es gewiß nicht.“
Es iſt durchaus denkbar, daß der phantaſiebegabte und darftellerifch
gewandte Graf einige Jahrzehnte ſpäter, als er ſeine Lebenserinnerungen
verfaßte, ſeinen einſtigen Traum als wahrhaftige Geiſtergeſchichte geſtaltete
und ſo die Zahl der „wirklichen“ Schauungen der Weißen Frau um eine
„gôttliche“, „naive“ vermehrte.
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