Full text: Die weiße Frau

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Als Graf Otto von Orlamünde-Plaſſenburg ungefähr um 1340 ohne 
Kinder ſtarb, trat der Vertrag in Kraft, Kunigunde behielt nur von den 
meraniſchen Gütern die Plaſſenburg, Kulmbach und drei andere Orte als 
Pfänder. Am 18. Januar 1343 tauſchten die Burggrafen von Nürnberg 
Johann und Albrecht dagegen Markt und Feſte Gründlach ein. Am 
15. Februar desſelben Jahres?®), alſo kaum vier Wochen ſpäter, übergab 
Kunigunde ihr geſamtes Vermögen an Geld und au< Gründlach an den 
Schultheißen Konrad Groß von Nürnberg, damit er davon ein Frauen- 
kloſter des Grauen Ordens im neuen Spital der Stadt errichte, „zu einem 
ewigen Seelgeräth und Almoſen dur< Gott, dur< unſer Seelenheil, 
unſeres Wirts (Gatten) Graf Otten, unſeres Vaters, Grafen Ulrichs, 
unſerer Mutter Frau Eliſabeth, der Landgräfin, durch allen unſerer Vordern 
und auch durch aller Glaubigen Seelen willen“.*) Dieſes Kloſter bekam 
den Namen „Himmelsthron“; Kunigunde als Stifterin nahm ſelbſt den 
Schleier und trat ins Kloſter ein, no< nicht vierzig Jahre alt. Offenbar 
weil die Räume in der Stadt zu eng wurden, ſiedelte man 1348) in die 
Burg von Gründlach über. Die Trennung vom Spital {uf verwi>elte 
Verhältniſſe, und im Streit mit dem Pfleger wahrte Kunigunde als Stifterin 
in ſehr herriſcher Weiſe ihre Rechte und maßte fich zu Unrecht ſolche an. 
Daher mußte ſie vor dem verſammelten Konvent Abbitte leiſten. Troßdem 
wurde ſie 1381 zur Äbtiſſin gewählt. Ihr Verhalten im Kloſter war alſo 
nicht das einer zerfnirſhten Büßerin, die über den Mord ihrer Kinder 
unfröftlich geweſen wäre!) Sie ſtarb im Jahre 138539) und wurde in 
der Kirche des Kloſters Himmelsthron zu Gründlach begraben, wo ihr 
Grabdenkmal ſeht. 
Damit iſ alſo erwieſen, daß Kunigunde keine Kinder gehabt hat und 
demnach auch als Kindermörderin nicht in Betracht kommt. Doch wer iſt 
die Weiße Frau? 
5, Die als Weiße Frau bezeichneten Perſönlichkeiten. 
Die Frage nach der Herkunft der Weißen Frau hat man ſorgfältig in 
vielen Schriften behandelt. Da fie fich auf den Hohenzollernfchlöffern 
mit Vorliebe ausgetobt hat, mußte ſie mit dieſem Geſchlecht in Verbindung 
ſtehen. Daß weder eine Karinte (Katarina), no< Agnes, noch Beatrix 
als orlamündiſche Gräfinnen dafür in Betracht kommen, haben wir ſchon 
*) Hätte Kunigunde Kinder gehabt, ſo hätte ſie dieſe doch neben ihren Eltern, ihrem 
Gatten und ihren Ahnen ſicher in dieſem Vermächtnis erwähnt. 
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