Full text: Volkskunde des Kreises Altenkirchen

„eur 
rent, . Amen 
  
LER" 
  
93 
3. B. in Schönſtein ift der Neujahrstag der Tag der Zu- 
ſammenkunft der ganzen Verwandtſchaft bei dem Sippen- 
älteſten. 
An Neujahr richtet ſih wie auh an Weihnachten — 
das ja auch aus vorher erwähnten Gründen als JIahres- 
anfang galt — der Blik in die Zukunft. In Altenkirhen und 
Eichelhardt weiß man heute no<h vom Bleigießen am Syl- 
veſterabend zu berichten, um auf dieſe Weiſe das Schicfſal 
des künſtigen Iahres zu erforſchen. Von dem Orakel zu Weu- 
jahr erzählt ſchon der ſinnige Mönch Cäſarius von Heiſter= 
bach (etwa 1200), daß zu ſeiner Zeit die Weiber am Neu- 
jahrstag ſih aus der Reihe der 12 Apoſtel einen durch das 
Los als Patron erwählten, den ſie im folgenden Iahre be= 
ſonders verehrten. 12 Birfenjtäbe wurden mit den Namen 
der Apoſtel bezeichnet und daraus das Los gezogen. Einſt, 
ſo berichtet der Mönch, habe eine Frau den Iudas ausgeloſt 
und voll Ärger ihr Los weggeworfen. Der Verſchmähte ſei 
ihr aber in der folgenden Nacht erſchienen und habe ſie derart 
geſchlagen, daß ſie am folgenden Tage verſchieden ſei. In 
Bachenberg ſ{hlägt man am Neujahrstage das Geſangbuch 
auf und lieſt aus dem zufällig gefundenen Liede dag Schid- 
ſal des kommenden Iahres. Auf Neujahr ſoll man ſowohl 
in Bachenberg als auch in Niedererbah Sauerkraut kochen 
und „Weißgeld“ in der Taſche haben, dann hat man das 
ganze JIahr Silbergeld in der Taſche. In Iſert legt man 
eine Schnitte Brot in die Schublade, die das ganze Iahr 
hindurch nicht ſchimmelt. Auch ſoll man kein friſches 
Hemd anziehen, denn dann hat man das kommende Jahr 
„Schweren“. Ebenſo denkt man in Wiſſen. 
„Küningsdag“ gilt einerſeits als Abſchluß der weihnacht- 
lihen Feſtfeier — an dieſem Tage wird in den meiſten 
Familien der Chriſtbaum „geplündert“ — andererſeits als 
Ende der „Schlängelchesdäh“, die die Dienſtboten von Weih- 
nachten bi8 Neujahr haben. In Frieſenhagen feiert man 
den letzten Ruhetag des Geſindes mit einer großen Frinkerei. 
In der Rheinprovinz bis zur Eifel und ins Oberbergiſche 
hinein war ehedem die Sitte des „Sternſingens“ ſtark ver- 
breitet. Erhalten ift da8 Sternfingerlied im Kreiſe Alten- 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.