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vergl. die Karte.) Mehrere Feuer an einem Ort kommen nicht
in Frage, da fi) im Laufe der Iahrhunderte aus der Vier-
zahl die Einzahl, daS Einheit3feuer des Jahres entwidelt
hat. Über die Verbreitung der Iahresfeuer im Rheinland
ſchreibt Profeſſor Iofef Müller in der Einleitung zum Ge-
\chicht8atlas der Rheinprovinz, Köln 1926:
„Die Karte der Jahresfeuer weiſt, abgeſehen von nicht
eingetragenen Einzelheiten, vier Hauptfeuer auf, von denen
das Iohannisfeuer heute allein noch in einer ſ{hmalen
Zone an der untereren Nahe heimiſch iſt, während die Reſt-
punkte der Eifel nur befannt gewordene Überlieferungen
früherer Zeit andeuten. Das Faſtenfeuer am erſten Faſten-
ſonntag beſchränkt fich durchaus auf die Eifel und die untere
Saar (doch hier zahlreih mit Terminverlegung vor die Faſt-
nacht) und ſteht im engſten Zuſammenhang mit dem roma-
niſchen Kulturkreiſe: je mehr aber das Hauptgebiet der
Weſteifel öſtlih der Kyll die alte öſtliche kurtrieriſhe Zerri=
torialgrenze erreiht, deſto mehr ergeben ſi<h nur no< Reſt-
horſte und Reſtpunkte, wie auch die nördlich der Ahr ge-
legenen Reſte nur noch auf frühere größere Verbreitung nad)
Norden hin fchließen lafjen; das alte Rurtrierifche an der
unteren Saar und in der Weſteifel iſt das Hauptgebiet des
Brauches geblieben, ein Beweis für die Bedeutung der
ZSerritorialeinheit auch für da8 Leben eine3 Brauches.
Das Ofterfeuer halt fih durchweg nördlih und öftlich
der Ärdinger Linie; auch hier die Bedeutung dieſer Scheide-
linie unterftreihend; doch beweifen einzelne Nejte ſüdlih
derjelben, im Bergifhen und im Weſterwald immer weiter
nah Weſten reichend, daß das Gebiet des Oſterfeuers früher
größeren Umfang hatte; während aber das Gebiet nördlich
der Ärdinger Linie noch heute den Brauch feſt geſchloſſen
erhält, fo die geſchloſſene Kulturgemeinſchaft beweiſend,
zeigen die bergifchen und wefterwäldifchen Gebiete zahlreiche
Lücken, weil hier der fölnifhe Kultureinfluß eingriff; im
übrigen ſteht das rheiniſhe Oſterfeuer in unmittelbarem
Zuſammenhang mit dem niederdeutſchen und niederländiſchen
Oſterfeuer. Das Kernland des WMartinsfeuers iſt heute das
Gebiet der unteren Woſel, der Ahr, des Rheintales bis
NARO
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