Full text: Volkskunde des Kreises Altenkirchen

   
    
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
     
   
  
  
  
  
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darf bei der Bohnenhojt nicht fehlen. Fehlen darf aber auh 
nicht der nachbarlihe Spott, als deſſen Frucht am nächſten 
Worgen ein Weg von „Bohnenfißzen“, Sägemehl und Kalk 
heimlich Verliebte verbindet. Erjt recht beißend it der Spott, 
wenn die Gittenrichterin des Dorfes eine mit Kalk oder 
Sägemehl vermiſchte Bohnenſtreu vom Hauſe eines übel 
beleumundeten Mädchens zum Stalle des Ortsbullen gezogen 
hat (Saſſenroth). 
Anſtrengender als die Bohnenhoſt iſt die Flachshoſt. Iſt 
der Flahs „geroppt“, „gebleicht“ und „gebrochen“, dann 
findet die Hoſt im Backes, der Scheune uſw. ſtatt. Die 
Schwingſtö>ke und „Schwengen“ bringen die Mädchen und 
Frauen mit. Zum Kaffee gibt es „Erpelspoffert“ (eine Art 
Kartoffelbrot) oder Reibekuchen, die ſofort aus dem Backofen 
heraus gegeſſen werden. Mancherorts ißt man auh Reis- 
brei. Schnaps iſt das wirkſamſte Gegenmittel gegen den 
hervorgerufenen Staub. Lied und Scherz machen die Arbeit 
leiht. Ein Tanz beſchließt die Hoſt. Weil nah dem Welt-= 
frieg tein oder nur wenig Flachs gebaut wird, find die 
Flach8hoſten, die früher über den ganzen Kreis verbreitet 
waren, eingegangen. 
Am Iakobustage werden im ganzen Kreis „die Äpfel 
geſalzen.“ Von dem Tage an darf man den Karſt zum Kar- 
toffelgraben offen auf der Schulter tragen; vorher mußte 
man ihn unter der Schürze verſte>en (Örfgen). Rege Arbeit 
herrſht am Iakobustage überall. In Niederfiſchbach kennt 
man: „Am Iakobustag dann he>t der Haas, dann jongt de 
Koh, dann leht dat Hohn, dann het die Hausfrau viel ze 
don.“ Erfreut ift man, wenn an diefem Tage jchönes Wetter 
iſt, dann bleibt es 40 Tage jchön (HommelSberg). Nlaria 
Himmelfahrt findet die Kräuterweihe ſtatt. In Köttingen 
ſammelt man folgende 12 Kräuter: Fetthenne (Donner- 
kraut), Weidenröschen (Maria Bettſtroh), Kamille, Rainfarn 
(Wurmkraut), Ieſusblut (Hartheu), Schafgarbe, Königskerze, 
Weihrauch (farnähnlih im Garten), Bohnenblüte und drei 
Getreidearten. Auch verbrennt man hier an dieſem Tage 
eFetthenne im Herdfeuer. In Kozzenroth werden die geweihten 
Kräuter an die Türpfoſten geſte>t, in Nauroth werden ſie 
  
  
  
  
   
  
  
  
  
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