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Lebhafter geht es in Iägerfreifen am Hubertustage zu.
In den weiten Waldgründen finden Zreibjagden ſtatt, an
die ſih meilt eine noch regere Nachfeier anſchließt, wobei
oft Big zum Morgen da3 unglaublichjite Iägerlatein erzählt
wird. Bekannt iſt Hubertus als Beſchüßer gegen die Toll-
wut, aber nicht in dem Maße wie in anderen Gebieten der
Erzdiözeſe Köln.
In allen Kreiſen und beſonders bei den Kindern wohl-=
bekannt iſt St. Wartin. In den lebten Jahren erweiterte
ſich die Bedeutung des Wartinstages immer mehr, da die
Schulen dazu übergehen, ihm einen offiziöfen Charakter zu
verleihen, wodurch indes eine allmählihe Starrheit in den
Brauch hineinzukommen droht, da ihm das innere Wachſen
und Zerwachſen abgeht. Auf der andern Seite iſt niht zu
verkennen, daß die ganze Feier dadurh ein geſchloſſenes
würdevolles Ausſehen erhält. Den Mittelpunkt des Brauches
bildet das „Wertesfeuer“, über deſſen Verbreitung früher
berichtet wurde. Das Martinsfeuer darf wohl urſprüngli
als ein Notfeuer anzuſprechen ſein, das dem Austreiben
feindlicher Gewalten und dem Gewinn von Segen und
Fruchtbarkeit diente. Aus dieſem Grunde wurde das Not-
feuer auf einer Synode zu Mainz 742 verboten. Damals
mußte man gegen ſolche Sachen ſchärfer vorgehen, um die
Scheidung zwiſchen Heidentum und Chriſtentum zu be-
ſhleunigen und zu vervollſtändigen. Das Waterial für das
Feuer wurde — denn nur auf die älteren Beſtandteile des
Brauches kann es hier ankommen — oder wird an den
meiſten Orten auh noch heute von den Schulkindern „30=
jamengedo3t“, die von Haus zu Haus ziehen und Gaben-
lieder ſingen. Als WMartinslied kennt man in Epgert, Rrun-
kel, Oberſteinebach:
„Mertes — MWMertesmous,
Gerv mer en Beuſch Strüh errous,
Va, ra, re, gervt mer en al Man (Korb).“
In Gebhardshain:
„St. Martin dat wor en goder Mann,
Der ſchnitt en Stö> vom Mantel ab
Und gob et einem armen Mann.“
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