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Am älteſten iſt die Kirmes, die, wie der Name Kirch-
(weih)meſſe ſagt, auf kirhlihen Urſprung hindeutet. Sie iſt
oder war das Feſt zur Erinnerung an die Einweihung des
Gotteshauſes und zu Ehren ſeines Patrones. Stand ur-
ſprünglich die kirhlihe Feier im Vordergrund, ſo rü>te im
Laufe der Zeit die weltlihe Feier in den Wittelpunkt, wie
dies aus einer Berfügung des Erzbiſchofs und Churfürſten
Heinrich von Köln vom 27. Juli 1782 hervorgeht:
„Nachdemahlen es die täglihe Erfahrung giebt, was
Geſtalt die Kirhweihungsfeſten (welche ſonſten von Alters
zur Erwe>ung mehreren Andacht deren Pfarr=- oder Kirchen-
genoſſen alß wohl anderer hinzukommender Chriſt=Gläubiger
und deſſen dabei verdienenden Ablaß angeſehen nun eine
Zeitero mehrers zu Freß= und ſauftagen gemacht, auch da-
bei anſtatt des Gottesdienſtes und Gebets, Zank, Schläge-
reien, unzucht und Allerhandt leichtfertigkeiten geſuht und
getrieben werden u. \. w. jo werden dergleichen Schwelge-
reien ernſtlih verboten und beſtimmt, daß nur am erſten
Tage der Kirchweihe, zur ehrlichen Ergeßzung der Einhei-
miſchen und Fremder die Nothdurft an Bier und Wein ver-
zapft werden ſoll. Die erzſtift rheiniſhen Lokalbehörden
ſollen die Vertreter dieſer Vorſchrift beim nächſten Beicht-
verhöôre zur Beſtrafung ihrer Exzeſſe anmelden.“
Scotti, Provinzialgeſebe, dritte Sammlung 1730.
Erhalten ſind die Kirmesfeiern in unſerem Kreis noh
im ganzen alten Kirchſpiel Gebhardshain und in der Bürger-
meiſterei Daaden, in Niederfiſhba<h, Mudersbach, Frieſen-
hagen und Peterslahr. Ihre urſprünglihe Form hat die
Kirmesfeier in Nauroth am beſten bewahrt. Daher ſoll im
folgenden ihr Verlauf geſchildert werden.
Am Tage vor der Kirmes ſett die Dorfjugend den Kir-
me3baum, der von den Mädchen mit einem Kranz geihmücdt
wird. Haben aber im verfloſſenen Iahre zuviel Jungen aus-
wärts gefreit, verweigern die Mädchen den Kranz. Als3=-
dann flehten die Burſchen den Strohkranz. Die Folge
hiervon iſt, daß die Mädchen am Kirmestage ſelbſt „den
Schimmel halten müſſen“. Die eigentliche cFeier beginnt mit
dem Ausgraben der Kirmes. Unter Borantritt der Muſik