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Eine ähnliche Formel kennt man in Eichen. Mit dieſer
Formel ſteht in engem Zuſammenhang das Melken am
Handtuch. Die Kraft, fremde Kühe am Handtuch zu melken,
wird allen Sympathiekundigen im ganzen Kreis zugeſchrieben.
Ohne eine Kuh oder eine Ziege im Stalle zu haben, gehen
ſie zum Beiſpiel vor dem Kaffeetrinken hinter die Stubentür,
an der in den Bauernhäuſern das Handtuch hängt, ziehen
daran und haben eine Taſſe voll Wilh. Sie nehmen die
Wilch dem Vieh feindliher Nachbarn. Will man dieſe Leute
beſtrafen, ſo muß man darauf bedacht ſein, von der durch
die geringe Milchabgabe verdächtigen Kuh etwas Milch zu
erlangen. Dieſe Wilh muß man kochen und mit einem
Meſſer zerſchneiden. In dieſem Falle zerſhneidet und zer=
fragt man dem, der einem übel will, das ganze Geſicht. Ein
anderes Gegenmittel iſt in Bachenberg bekannt:
„Wenn man eine Kuh hat, der die Milch ge=-
nommen iſt, ſo nimm vor einen Silbergroſhen Teufel3-
dre>, und ihr in Brot eingegeben, ſo wird die Milch wieder
fommen, und man nimmt einen Pott Scheißdre> und {hütt
Milch darauf, ſo kann man keine brauchen, du muß den
Pott für die Kuh unter die Kripp ſtellen“, oder
„Um böſeMenſchen von denKühen zu halten,
ſo gehe man im Monat März und hole fi von den Bom-
meln, welche an Haſelnſträuchern wachſen, tro>ne dieſelben,
zermalme dieſelben zu Pulver und gebe den Kühen ſtumm
in ihre eigne Wilch ein davon.“
Wann hat der Bauer mehr Sorge um die Zukunft als
bei der Ausſaat, wo er der immer zeugenden Erde Körner
anvertraut, die den Grundſto> ſeiner Ernte und damit die
Grundlage ſeines Daſeins bilden? Iſt es nun jahrhunderte=-
lange Erfahrung oder iſt es ein Stüd Aberglaube, was uns
in den Vorſicht8maßnahmen bei der Ausſaat in den Wetter-
regeln begegnet? Wie ih mir bei den Heilbräuchen die
Antwort über den wahren Wert dieſer Bräuche erſpart habe,
möchte ih es auch jeßt tun, da hierfür eine Volkskunde in
dieſem Rahmen einen zu engen Raum bietet und nur eine
Aufzeichnung beabſichtigt iſt, an Hand derer dann in Zu:
funft fi) jemand durh Vergleiche dad Material für eine