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ſinnes in unſerer Heimat beſonders ſtark verwurzelt iſt. Als
Beweis für dieſe Behauptung kann die Tatſache gelten, daß
unſere Gegend — abgeſehen von der keltiſhen Urzeit — ſtets
von Germanen bewohnt war, und es galt als Grundzug
echten Germanentums, ſozial im wahrſten Sinne des Wortes
zu denfen und zu handeln. Und wenn man heute noch in
den Tagen des 20. Jahrhunderts in den Tiefen unſeres
heimatlichen Volkstums \hürft und mit echter und wahrer
Liebe zu Heimat und Volk das geſchichtli<h Gewordene be-
trachtet, ſo wird man noh viele Anklänge an jenes edle
Volkstum unſerer germaniſhen Vorfahren finden, wie es
uns Tacitus in ſeiner „Germania“ ſchildert.
Doch bier handelt e3 fich ja nur darum, den Gemeinſinn,
ſoweit er germaniſchen Urſprunges iſt, des näheren zu er-
örtern. Wenn auch innerhalb der heutigen Grenzen des
Kreiſes Altenkirchen damals nicht Angehörige ei nes Stam-
mes wohnten — teilten fich doh in unſere Heimat Sigambrer
und Chatten — fo gehörten fie doch alle zu der großen
Bölferfamilie der Weitgermanen, von denen die GSigambrer
wiederum zu den Iftwäonen und die Chatten zu den Her-
minonen gehörten. Beide Stämme haben jahrhundertelang
ihr Autochthonentum!) treu bewahrt und daher mag es auh
fommen, daß jene Rechtsinftitution, die im Folgenden näher
erörtert werden foll, nämlich die Marfgenofjenjchaft, big in3
achtzehnte Sahrhundert hinein ſo rein und unverfälſcht ihren
Charakter bewahrt hat.
Wie die Markgenoſſen im politiſhen Leben eine Wehr-
einheit bildeten, fo bildeten ſie im wirtſchaftlichen Leben eine
Arbeits= und Wirtſchaftsgemeinſchaft. Markgenoſſen und der
von ihnen beſiedelte Grund und Boden ſind zwei Elemente,
die ein Korrelat bilden und von denen das eine ohne das
andere ebenſo undenkbar iſt, wie heute eine Haubergs-
genoſſenſchaft ohne Hauberg.
Urſprünglich ſtand der geſamte Grund und Boden im
forporativen Geſamteigentum der Markgenoſſen. Später
1) Val. Tacitus: Germania cap. 2.
aan: me,