Full text: Volkskunde des Kreises Altenkirchen

  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
146 
ſinnes in unſerer Heimat beſonders ſtark verwurzelt iſt. Als 
Beweis für dieſe Behauptung kann die Tatſache gelten, daß 
unſere Gegend — abgeſehen von der keltiſhen Urzeit — ſtets 
von Germanen bewohnt war, und es galt als Grundzug 
echten Germanentums, ſozial im wahrſten Sinne des Wortes 
zu denfen und zu handeln. Und wenn man heute noch in 
den Tagen des 20. Jahrhunderts in den Tiefen unſeres 
heimatlichen Volkstums \hürft und mit echter und wahrer 
Liebe zu Heimat und Volk das geſchichtli<h Gewordene be- 
trachtet, ſo wird man noh viele Anklänge an jenes edle 
Volkstum unſerer germaniſhen Vorfahren finden, wie es 
uns Tacitus in ſeiner „Germania“ ſchildert. 
Doch bier handelt e3 fich ja nur darum, den Gemeinſinn, 
ſoweit er germaniſchen Urſprunges iſt, des näheren zu er- 
örtern. Wenn auch innerhalb der heutigen Grenzen des 
Kreiſes Altenkirchen damals nicht Angehörige ei nes Stam- 
mes wohnten — teilten fich doh in unſere Heimat Sigambrer 
und Chatten — fo gehörten fie doch alle zu der großen 
Bölferfamilie der Weitgermanen, von denen die GSigambrer 
wiederum zu den Iftwäonen und die Chatten zu den Her- 
minonen gehörten. Beide Stämme haben jahrhundertelang 
ihr Autochthonentum!) treu bewahrt und daher mag es auh 
fommen, daß jene Rechtsinftitution, die im Folgenden näher 
erörtert werden foll, nämlich die Marfgenofjenjchaft, big in3 
achtzehnte Sahrhundert hinein ſo rein und unverfälſcht ihren 
Charakter bewahrt hat. 
Wie die Markgenoſſen im politiſhen Leben eine Wehr- 
einheit bildeten, fo bildeten ſie im wirtſchaftlichen Leben eine 
Arbeits= und Wirtſchaftsgemeinſchaft. Markgenoſſen und der 
von ihnen beſiedelte Grund und Boden ſind zwei Elemente, 
die ein Korrelat bilden und von denen das eine ohne das 
andere ebenſo undenkbar iſt, wie heute eine Haubergs- 
genoſſenſchaft ohne Hauberg. 
Urſprünglich ſtand der geſamte Grund und Boden im 
forporativen Geſamteigentum der Markgenoſſen. Später 
1) Val. Tacitus: Germania cap. 2. 
    
aan: me,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.