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IL Abſchnitt.
Die Sohlſtättengenoſſenſchaften.
Ebenſo wie die Hauberge eine Eigenart der Flur= und
Agrarverhältniſſe des oberen Siegtals und der daran ſih
anſchließenden Bergrücken bilden, ſind auch die Sohlſtätten
typiſhe Erſcheinungsformen der agrariſchen Zuſtände dieſer
Gegend.
Unter einer Sohlſtätte verſteht man eine Hausſtelle, in
Urkunden vielfah „Hoflage“ genannt, mit der beſtimmte
Nuzungsrechte an Wald, Ader, Weide, Wiefe und Bad-
haus verbunden find. Dieſe Rechte an Grund und Boden
ſind untrennbar mit dem Grundftüd (Hauzitelle), zu dem
fie gehören, verbunden. Abgeſehen von den Sohlſtätten, die
im Privateigentum eines einzelnen ſtanden, waren ſie meiſt
zu einem genoſſenſchaftlihen Verband zuſammengeſchloſſen
zur Wahrung gemeinjchaftlicher Interefjen. Oft waren dieſe
Sohlſtättengenoſſenſchaften autonome Verbände, oft aber auch,
und das iſt typiſh für unſere Heimat, ſtanden ſie in einem
Abhángigkeitsverhältnis zu einer Standesherrſchafſt. In
ihrer Organiſation waren die Sohlſtättengenoſſenſchaften ſehr
tonſervativ dergeſtalt, daß ſie die Anzahl der Sohlſtätten
ſtreng abſchloſſen und nicht duldeten, daß eine neue Haus-
ſtelle errichtet würde; war dies doh ausnahmsweiſe einmal
der Fall, jo gefchah dies nur gegen Zahlung einer Berech-
figunggfumme, dem ſogenannten Einzugdgeld. Wenn wir
bis vor kurzem noch in ſo vielen Orten unſeres Kreiſes die-
ſelbe Häuſerzahl fanden, wie ſie urkundlih nahweisbar ſchon
vor Jahrhunderten anzutreffen war, ſo dürfte das in den
Sohlſtättengenoſſenſchaften ſeinen Urſprung haben.
Geſchichtlih betrachtet, ſind die Sohlſtättengenoſſen-
ſchaften die älteſten von allen hier abzuhandelnden Genoſſen-
ſchaften. Ihr Urſprung läßt ſih m. E. unmittelbar aus der
Mark= oder Dorfgemeinde der germaniſchen Zeit herleiten;
denn die Verknüpfung der Nußungsrechte mit einer Haus-
ſtelle, die Untrennbarkeit von Berechtigung und Grund-=
eigentum, die ſtrenge genoſſenſchaftlihe Bindung der Be-
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