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dieſe Éleinen Öffnungen konnte ſo viel Luft eintreten, ‘daß
das Holz zwar verkohlen, aber niht verbrennen fonnte. Der
Köhler wußte ganz genau, wie viel Zuglöcher er ſo anbringen
mußte, um die Luftzufuhr zu regeln; denn in einem gut ge-
brannten Meiler dürfte niht einmal ein dürrer Grashalm
oder eine Woosfaſer verbrennen. Der aus der oberſten
Reihe der Zuglöcher auzftrömende Rauch zeigte, daß“ der
Meiler „angegangen“ war. Allmählih wurde der Rauch
immer weniger, und das war das Zeichen, daß eine tiefere
Reihe von Löchern geſtoßen werden mußte. Die oberen
wurden dann wieder ‚zugeftopft. Auf dieſe, Weiſe wurde
das Feuer nad) und nad) bi auf den Boden wieder her=
untergeführt. Durch das Schließen der unterſten Öffnungen
wurde das Feuer dann ganz erſti>t, und der Berfohlung3-
prozeß, der etwa 3 Wochen dauerte, war beendet. Bei der
Sreilegung der Kohle mußte der Köhler ſehr darauf achten,
daß nicht eine noch etwa glühende Kohle durh den Wind
wieder entfacht wurde; denn ſonſt hätte leicht ein großer
Zeil der Kohle oder ſogar der ganze Meiler von den empor-
lodernden Flammen ergriffen werden fönnen, und die müh-
jame Arbeit war dann unbelohnt.
Die ſo hergeſtellte Kohle wurde fuhren- oder karren-
weiſe an die Hütten verkauft. Für eine Karre bezahlte man
Zzuleßt 28—30 Thlr. ?) Zur. VBerkohlung gelangten ſämtliche
heimiſchen Holzarten, in der Hauptſahe Buchen, Virken,
Eichen, Kiefern, Fichten und Erlen.
Um den Weilerprozeß beſſer überwachen zu önnen,
bauten jich die Köhler in die Nähe des Meilers ihre Röhler-
hütte, in der ſie Tag und Nacht blieben. Die freie Zeit
ſuchte man mit Kartenſpielen auszunußen. Und obwohl
die Köhler niht auf der Bärenhaut lagen, tranken ſie doh
immer gern noh einen. So wird uns berichtet, daß ein,
Köhler aus Friedewald eines Abends dem Branntwein all-
’) Die Holzkohle wurde mit der „Zehn“ gemeſſen. Die „Zehn“
war ein aus Holzſpänen geflochtener Korb, der an zwei Tragbäumen
befeſtigt war. Mit der „Zehn“ wurde die Holzkohle ſowohl ge=
meſſen, wie auch zum Hochofen getragen.
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