Full text: Volkskunde des Kreises Altenkirchen

  
wurden, vollendeten dieſes „Staats\ſttö>“, Die Hauben wurden 
nur von ¿Frauen getragen, zum erſtenmal, wenn ſie Sonntags 
nah der Hochzeit („Nohhuchze'it“) zur Kirche gingen. Auch 
zur Beerdigung wurden ſie aufgeſeßt. Einen gar prächtigen 
Anbli> bot an Feſttagen die Frauenſeite in der Kirche mit 
ihrem weißen Meer von Kappen, Kopftüchern und Hauben. 
Eine ſolche Haube koſtete etwa 3 Faler und wurde — wie 
auh die Kappe — von der „Ho’uwenfrau‘“ oder dem 
„So'uwenmädchen“ hergeſtellt. Die Haubenfrau von Ingel- 
bach („Leien Ankedring“) und beſonders die beiden Schweſtern 
Waria Chriſtine und Anna Katharina Marenbach in Hirz= 
bah waren durch ihre Kunſt berühmt. Lebtere hatten einen 
Kundenfreis, der fich über die Bürgermeiftereien Weyer- 
buſh, Flammersfeld, Altenkirchen, ins „Dämmſche“ ins 
Naſſauiſche bis über Wahlerod und ins „Widdſche“ bis 
Steimel erſtre>te. Sie verfertigten niht nur neue Hauben, 
jondern Flöppelten auch dazu Spiten und frifchten die Hau- 
ben wieder auf. Sonntags war die reinſte Völkerwanderung 
nach Hirzbah. Die abgelieferten Hauben wurden von den 
Haubenmädchen auseinandergenommen, die Spitzen gewaſchen, 
gebleicht, gebügelt, mit beſonderen „Gloggenſcheren“ „jetollt“ 
und wieder zuſammengenäht. Dafür bezahlte man 5 Silber- 
groſchen. Man konnte vor Feiertagen beobachten, wie Frauen 
von Ingelbach oder Hirzbach kamen und die Stangen am 
aufgeſpannten Schirm voll Hauben gehängt hatten, um dieſe 
vor dem Regen zu ſchüßen. Im ganzen Oberkreis außer 
Kirchen ſcheinen die weißen Hauben unbekannt geweſen zu 
ſein. — Von den Frauen in der Gegend von Horhauſen (in 
Epgert bis etwa 1890) wurden weiße Leinenkappen beſonderer 
Art mit _Gold= und Perlſti>erei getragen. Sie wurden in 
Herſhba<h (Naſſau) angefertigt. Bei Srauerfällen wurde 
ein jehwarze Band um die Kappe gelegt (Abb. 5 d). Weiße 
Spizenhauben konnten au< auf dem Markt in Horhauſen 
erſtanden werden. Das Waſchen und Bügeln beſorgte das 
„Kappendimittche“ (Thimothea) in Horhauſen. 
Wohl aus Sparſamkeitsgründen kamen neben den 
weißen Hauben au< jchwarze Spitenhauben von gleicher 
Machart und ſolche ohne den runden Feil auf (Abb... 5b).
	        
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