Full text: Volkskunde des Kreises Altenkirchen

  
  
  
  
  
  
  
    
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den Bauernhäuſern mit vorherrſchend weſtfäliſhem Typ der 
dur<h das Obergeſchoß durchgehende, die Ecfpfoſten über- 
ragende Bundpfoſten in der Giebelwand, erhalten im Kaßen- 
tal. Er jtellt die Verbindung zwiſchen Erdgeſchoß, erſtem 
Stock und Giebelfeld her und verleiht der Giebelwand eine 
größere Feſtigkeit. Die ſhräg verlaufenden Balken, die zur 
Feſtigung des Balkengefüges dienen, heißen „Streben“. Das 
Balkenfeld, der Raum zwiſchen den Pfoſten und Querriegeln, 
führt den Namen „Fach oder Gefah“. Damit im Zuſammen=- 
hang ſteht die Redensart „Unter Dah und Fach bringen“, 
Alte Leute berechnen die Länge des Hauſes nah Gefächern. 
Das leere Gefah erhält zunächſt ein Gitter von ſenkrecht 
ſtehenden Eichenftäben, die oben und unten in der Mitte 
der Balken in Rillen eingelaſſen ſind. Dieſe Stäbe nennt 
man im Volks8munde „Stärven, Steven oder Stärvel“. 
Dieſes Gitter wird dann mit Weiden oder Virkenruten 
durchflochten, „RViffeln“ genannt. Sind die Gefächer „ge=- 
ſtevelt und geriffelt“, ſo werden ſie von innen und von 
außen mit Lehm, unter den vorher Häckſel geſchnitten worden 
iſt, aus8geſhmiert. Das Haus wird „in den Lehm geſchlagen“. 
Über den Lehm wird eine dünne Schicht Kalkmörtel auf- 
getragen. Diefe Arbeit nennt man „Pliejtern“ und den, der 
ſie tut, „Plieſterer““, *) Als Material zur Dachde>ung ver= 
wandte man in früherer Zeit Stroh, heute Schiefer, im Bolks8= 
mund „Leien“ genannt, oder Ziegel. Ein Bauer aus Weite= 
feld, der Befiter eines ſtrohgede>ten Bauernhauſes war, 
erzählte über die HerjtellungSweife de3 Strohdadhe3 fol- 
gendes: Über die Rundbölzer der Dachfparren werden halm- 
lange fußbreite Lehmfchindeln gelegt. Es ſind dies lehm- 
beſtrichene Strohhalme, die am Kopfende um eine Hafelnuf- 
gerte umgebogen und in den Lehm mit eingeſchmiert ſind. 
An den Gerten werden ſie hinaufgetragen und ſo aufgelegt, 
daß der Wulſt der Schindeln über ein Rundholz zu liegen 
fommt. Mit 90 cm langen und 18 cm diden „Stroh- 
ſchaufen“ überde>t man dann ſtaffelförmig die Lehmſchindeln. 
Strohſchaufen und Lehmſchindeln werden zweimal mit „Birken= 
X) Der Fachwerkbau iſt heute no< bei Neubauten im Kirchſpiel 
Mehren üblich. 
    
  
  
  
    
  
  
  
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