Full text: Volkskunde des Kreises Altenkirchen

  
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bach noch vor 40 Jahren, in Scheuerfeld vor 60, in Geb- 
hardshain und Bruchertſeifen no< vor dem Weltkrieg. Ge- 
meinſam wurde ausgeſchachtet, das Material angefahren, das 
Balkengerüſt aufgeſtellt, der Lehm verarbeitet, das Haus 
in den Lehm geſchlagen und das Dach gede>t, ſodaß der 
Rohbau in einigen Tagen fertig war. Ulle dieſe Arbeiten 
wurden unentgeltlich geleiftet. Die Helfer wurden verföjtigt. 
In allen Gemeinden des Kreiſes war es einſt ſo Brauch. 
Mit der Steigerung des Wohlſtandes des Einzelnen, mit 
der Kürzung der Entfernungen dur<h moderne Berfehr3- 
mittel und der Induftrialifierung des Kreisgebietes und 
der Verwendung anderer Baumaterialien, vor allem der 
Schwemmſteine, ſchwand die Sitte mehr und mehr. Auch der 
Weltkrieg und ſeine Folgeerſheinungen haben zerſtörend auf 
das alte Volksgut gewirkt. Die nachbarliche Hilfe beim Haus-=- 
bau findet man heute noch bei der ärmeren Bevölkerung 
und in verfehrsentfernteren Gegenden, aber auch dort nur 
in beſchränktem Maße. Sie erſtre>t ſih auf die Hilfe der 
Arbeitskollegen, der guten Bekannten und Nachbarn beim 
Aus\chachten, Anfahren des Baumaterials, ſo in Biersdorf, 
Daaden, Schußbah, Friedewald, Dauersbach, Dermbach, 
Harbach, Brachbach, Birken, Frieſenhagen, Forſt, Schönſtein, 
aber auch dort im allgemeinen nur vereinzelt. Vornehmlich 
in den Gemeinden des Unterkreiſes, der Bürgermeiſtereien 
Altenkirchen, Flammersfeld und Weyerbuſch iſt es noh 
üblich, unentgeltliche Fuhrdienſte beim Hausbau zu leiſten. 
Dieſe Fahrten führen in Stürzelbach und Oberingelbach den 
Namen „Vittfahrt“. Die Dorfbewohner werden zu dieſen 
koſtenloſen Fahrten beſtellt. In Gilroth- unternimmt jeder 
Nachbar eine Fuhre, in Peterslahr fahren die Fuhrwerts- 
beſizer ein- bis zweimal unentgeltlich. In manchen Ge- 
meinden des Unterkreiſes leiſten auh die Kinder Hilfe beim 
Hausbau. Sie reichen die Dachziegel an, ſo in Bachenberg. 
Dafür erhalten ſie nachher eine Bretzel. Nur noch Reſte der 
ehemaligen Nachbarſchaftshilfe ſind erhalten geblieben. 
Auch von den früheren Baufeierlichkeiten iſt niht mehr 
viel übrig geblieben. War der für den Hausbau geeignete 
Play gefunden, — bei. der Auswahl des Platzes wurde auf 
  
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