Full text: Volkskunde des Kreises Altenkirchen

  
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auch den erſten Nagel einſchlagen.“ Wancherorts iſt es nod, 
Sitte, daß der Bauherr beim Auffirſten des Holzwerkes den 
erſten „Pinn“ (Nagel) einſchlägt. In Köttingerhöhe und 
Gemeinde Nochen muß der Bauherr ſoviel Liter Schnaps 
geben als er Schläge zum Einſchlagen benötigt. 
Die Hauptfeier beim Hausbau war und iſt heute noh 
das Richtfeſt, im Volk8mund „Obſchlag“ genannt. In 
früheren Zeiten war es viel größer und feierlicher, ein Feſt 
für den ganzen Ort und die Sippe des Bauherrn. Geladen 
wurden die Dorfbewohner oder die Nachbarſchaft wie zu 
einer Hochzeit. Die Teilnehmer ſpendeten wie bei einer 
Schenkhochzeit im Schenkkorb den Butterwe>, Eier, Spe, 
Schnißeln, Bohnen, Erbſen und auh Geld in der Höhe von 
2—5 Marf und aud mehr. EZ war eine regelrehte Bau-= 
hochzeit. Die Sitte des Schenkens hat ſih heute vereinzelt 
noch in den Gemeinden der Bürgermeiſterei Daaden, z. B. 
in Derſchen erhalten; mehr im Schwange iſt fie heute noch 
im Unterkreis, z. B. in Oberirſen, Gilroth, Niedererbach 
u. a. In Bachenberg kommt aus jedem Haus ein Mann und 
eine Frau; es gibt dort als Frühſtü>k Weißbrot mit Butter, 
als Wittageſſen Fleiſh, Kartoffeln, Gemüſe von weißen 
Bohnen, als Nachtiſch Eierkäs in Milch, zum Nachmittags-= 
Taffee Kuchen und als Abendeſſen Fleifh und Kartoffeln, 
Swilhendurh trinkt man Schnaps. Die Kinder erhalten 
Brezeln. Bei ärmeren Leuten gab es nur Kaffee und Eierkäs. 
In Weitefeld genoß man früher vornehmli<h Rauchfleiſch; 
‚denn Mebger gab e8 auf den Außenorten nicht. In Hirzbad) 
verlief der Aufichlag im Iahre 1880 folgendermaßen: 
Ungefähr 8 Tage vorher fragen die Jungen und Mädchen 
des Dorfes den Bauherrn, ob er Obſchlag zu feiern be= 
abſichtigt, dann wollten ſie das Bäumchen ſ{hmüd>en (einen 
Kranz machen). Bejahendenfalls kaufen ſie allerlei Sachen, 
für den Bauherrn und ſeine Frau ſeidene Schaltücher, für 
den Zimmermann ſeidene Taſchentücher, irdene Hümmel 
(Tonpfeifen), Tabak und für die Kinder Bretzeln. Alle dieſe 
Sachen werden an ein Fannenbäumchen gebunden. Am 
Abend des Obſchlags bringen die Mädchen und Jungen das 
Bäumchen. Die Anweſenden verſuchen das Bäumchen zu 
  
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