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Lehrer mancherorts „Zuckerſteine“ oder Pläßchen. Das be=
deutſamſte Ereignis der Schulzeit iſt der Tag der Erſtkom-
munion bzw. der Konfirmation. Gefeiert wird der Tag im
Kreiſe der Familiè, der engeren Verwandten und vor allem
der Paten, die an dieſem Tage ein Geſchenk, meiſt die erſte
Uhr, überreichen.
Mit der Schulentlaſſung ändert ſih das Leben mit
einem Schlage. Das Kind zählt {hon bald zu den Er-
wachſenen und verlebt ſeine Flegeljahre, die mit Schabernad
— gutem und böfem — ausgefüllt ſind.
Schnell vergehen dieſe Jahre, und es kommt „der erſten
Liebe goldene Zeit“, Die Wahl der Geliebten iſt beim
Landbewohner nicht leiht. Die Anſprüche, die er zur Auf-
rechterhaltung ſeines Betriebes ſtellen muß, erfordern eine
porfihtige Auswahl. Recht geſchäftsmäßig drüdt er ſich
dabei aus: Er geht „Kälber beſehen“, „Rindchen kaufen“,
„Saatfrucht kaufen“, „den Backtrog leihen“ uſw. Einige
follen ſogar, um den Reichtum der Zufünftigen feſtzuſtellen,
vorher genau den Wiſthaufen abgemeſſen haben. Das An-=-
legen eines neuen Kleides und das Bemühen des Mädchens,
fih recht geſchi>t zu benehmen, laſſen nur zu gut erkennen,
um was es ſih handelt. Erhält der Kaufluſtige eine „Käs=
dong“, d. h. Butterbrot mit Klatſchkäſe, oder ein Butterbrot
mit Kraut, dann kann er wohl ſchließli<h no< Kälber oder
Rinder kaufen, braucht fih aber keine weitere Mühe mehr
zu machen, die Spenderin des Käſebutterbrotes zu gewinnen.
Tritt er aber in ein Verhältnis zu dem Mädchen, ſo beſucht
er es von da ab recht fleißig. Schwierigkeiten entſtehen ihm
dabei häufig von ſeiten der Burſchen des Dorfes, die er
indes mit 1 oder 2 Liter Schnaps meiſtens ſhnell zufrieden
ſtellt. Iſt der Burſche ſoweit ſelbſtändig, daß er glaubt, eine
¿Familie ernähren zu können und mit dem Mädchen einig, ſo
erfolgt gewöhnlih eine gegenſeitige Hausſhau. Dabei be=
ſprechen die Eltern der Brautleute die Vermögensverhält-
niſſe und alle anderen geſchäftlihen Fragen der Heirat. Iſt
dieſe Beſprechung zur allgemeinen Zufriedenheit ausgefallen,
beginnt man mit den Vorbereitungen zur Hochzeit. Man läßt
ſich aufbieten. Dann werden die Brautleute von der Kanzel