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im Gterbehaufe abgehalten, heute meiſtens in der Kirche.
An einzelnen Orten kennt man eine dreitägige Totenwacht,
während im allgemeinen die Totenwacht am Abend vor der
Beſtattung üblich iſt. Die Familien bzw. Ortſchaften, zu
denen man zur Fotenwacht hingeht, ſind genau beſtimmt,
und die MWegitrede richtet fich nach der Entfernung. Eine
größere Entfernung fpielt feine Rolle, wenn e3 fih um die
Zugehörigkeit zu derſelben Pfarrei und derſelben Gemeinde
handelt. Im Gegenfat zu früheren Zeiten, wo man eifrig der
Schnapzflafche zuſprach, verläuft heute die Totenwacdht durch-
weg würdiger. Ihre Dauer ijt verfchieden. Allgemein ver-
ſammelt man fih um 9 Uhr und betet eine Stunde. E3 ift
eine Ehrenpflicht für die Mädchen und Frauen der Nach-
barſchaft, Kränze aus Tannengrün zu binden, wobei Die
Jungen „die Sträußchen halten“, d. h. die Tannenzweige
anreichen.
Faſt überall ſchaufelt der Totengräber das Grab,
«Früher beſorgten dies die Nachbarn, ſo noch heute in Ober-
ingelbach, Seifen und. Neiterſen. Ebenſo übernimmt heute der
Meßner das Totenläuten, das früher den Nachbarn oblag.
Dagegen tragen heute noh die Nachbarn die Leiche zu
Grabe. Iſt ein Mann oder eine Frau geſtorben, ſo tragen
die Männer der Nachbarſchaft, wenn möglich gleichaltrige,
den Sarg, beim Tode einer Jungfrau oder eines Iünglings
die Jungfrauen bzw. Jünglinge. Während man fich heute
bei großer Entfernung eines Leichenwagens bedient, ge-
brauchte man vor 30 Iahren noch eine einfache „Schlag:
karre“, für die der Nachbar das Pferd zur Verfügung ſtellte.
Um dieſelbe Zeit wurden auch noh die Särge „kleiner
Leichen“ von einer Frau oder einem Mädchen wie ein Korb
mit Hilfe eines „Kneuels“ auf dem Kopf zum Friedhof ge-
tragen. Nach dem Begräbnis findet im Sterbehaus ein
Sotenmahl jtatt, bei dem e3 einfach hergeht, und von einem
„esellverfaufen“ kann kaum die Rede ſein. Eingeladen zum
Sotenmahle wird die nächſte Verwandtſchaft, die Nachbarn
und vor allem die Fotengräber.
Beim Tode ſpielt im Volks8glauben auh das Vieh eine
große Rolle. Das Pferd, das in früherer Zeit die Schlagkarre