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Im Jahreskranz.
Weil der Anfang der Iahresbräudhe ſich nicht im min-
deiten mit dem 1. Ianuar dedt, fei als Richtſhnur das
Kirchenjahr genommen, da es grade dur<h Alter und Be-
ziehung von Religion und Leben die berufenſte «Führerin
ſein kann. Bei der lange vorherrſhenden Macht der Kirche
im Rheinland ijt e8 erflärlich, daß gerade ihre hohen Feſte
nicht nur mit größerer kirchlicher Feierlichkeit begangen, fon-
dern auh als weltliche Feiertage betrachtet wurden. Nach
den chriſtlichen Zeiten und Feſten regelte und regelt noh
heute der Bauer Geſchäfte aller Art. Anfang der Feld-
beſtellung, Erntebeginn und =ende, Stand der Saaten, Zins=-
und Pachtzahlung, Dingen des Geſindes werden an Hand
der Kirchenfeſte vorgenommen. Vor allem ſpielen die höchſten
und höheren Feſttage der Kirche wie Weihnachten, Licht-
meß, Oſtern, Himmelfahrt, Pfingſten, Iohannistag, Aller-
heiligen, eine wichtige Rolle. Gleich zu Beginn des Kirchen-
jahres tritt uns die Geſtalt St. Nikolaus’, des beliebten
Volksheiligen und Kinderfreundes, entgegen. Weiſt beſchenkt
er als freundlicher Greis die Kleinen mit ſüßen Gaben,
daneben tritt er auch al3 Schredgejpenjt auf. In unferem
Kreiſe zieht er in 14 Schulbezirken als Velznidel oder in
anderen Gegenden des Kreisgebietes, wie in Gielroth und
Soerth, al8 Bombernidel umher und übernimmt als un:
angenehme Beigabe zu den ſüßen Gaben die Rolle des die
Rinder erfchredenden „Böhmannz“. Der neugeitliche Hannz-
muff oder Knecht Rupprecht, die durch die Macht des Schul-
leſebuches, wo ihnen dieſer Name zuteil wurde, ihren Ein-
zug in die Familien hielten, begleiten ihn oft, aber der
„Kettenhannes“ (Kaßzwinkel) und „der jelöhnige Dommes“
verlaſſen ihn vor allem im Wildenburger Lande nicht.
Derſelbe Zwieſpalt zwiſchen dem guten und dem böſen
„Kloos“ begegnet uns auch in den Nikolausliedern. Wollen
die Kleinen recht tüchtig beſchert werden, fo ſingen oder beten
ſie z. B. in Hilgenroth: