Full text: Volkskunde des Kreises Altenkirchen

  
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o, du ſelige“, „Stille Nacht, Heilige Nacht“, „O, Zannen- 
baum, o, Tannenbaum“, uſw. 
Und doch iſt der Weihnachtsbaum in ſeiner jetzigen 
Gejtalt erjt verhältnismäßig jungen Urfprungs, während ung 
die Idee des Weihnachtsbaumes ſchon früh begegnet. Bur- 
chard, Biſchof von Worms (1000—1025), führt als Dekret des 
Papſtes Watialis an, daß man niht am 1. Ianuar ſein 
Haus mit Baumgrün und Lorbeer fhmüden ſoll. Da dieſer 
Brauch mit dem Iahresanfang zufammenbhing, galt er aud) 
in gleicher Weiſe für Weihnachten, das ebenfalls oft an den 
Anfang de3 Iahre3 gejtellt wurde. Der Baum,.der auch im 
Winter ſein grünes Kleid behält, erſcheint als ein Wunder- 
weſen, das auh wunderbares Leben verleihen kann. In 
ſeiner jeßigen Geſtalt wird er nah Meyer „Das Weihnachts- 
feſt“ in Straßburg erwähnt als Segenszweig für das ktom- 
mende Jahr. 1605 heißt es von ihm in Straßburg: 
„Auf Weihnachten richtet man Dannenbödum zu Straß-=- 
burg in den Stubben auff, daran henket man Roſen aus 
vielfarbigen papier geſchnitten, Äpfel, Oblaten, Ziſchgolt, 
Zucker uſw.“ 1640 fehimpft der Straßburger Theologe Dann- 
bauer über die Weihnachtsfeier der einzelnen Familien, 
indem er ſagt: „Unter anderen Lappalien, damit man die 
alte Weihnachtszeit oft mehr als mit Gottes Wort begeht, 
iſt auh der Weihnachts- oder Tannenbaum, den man zu 
Hauſe aufrichtet, denſelben mit Puppen und Zuder behängt, 
und ihn hiernah ſchüttelt und abblumen läßt. Wo die Ge- 
wohnheit hergekommen iſt, weiß ih nicht, iſt ein Kinderſpiel.“ 
Erſt gegen Ende des achtzehnten Iahrhunderts, 1785, finden 
wir in Straßburg den Tannenbaum mit Lichtern. 
In der Literatur wird der Chriſtbaum oft erwähnt. 
Goethe lernte ihn ſhon 1765 in dem großväterlihen Haufe 
Theodor Körners kennen. Ein herrliches Loblied ſingt ihm 
I. P. Hebel in ſeinen Alemanniſchen Gedichten. Der Chrift- 
baum, der heute auf keinem Erdteil fehlt, iſt nah Meyer 
der Ausdrud des lux ex oriente, des Lichtes, das da aufgeht 
im Oſten und von da die ganze Welt mit einer Lichtfülle 
überflutet. Dem Chriſten wurde er zum Symbol des Lichtes, 
das aufging in Betlehem im Stamme Iuda, zu dem der 
 
	        
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