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Die „Großen“ werden am Abend des 24. Dezember
nah gemeinſamem Schmücken des Weihnachtsbaumes be-
ſchert. Die „Kleinen“ erbli>en am erſten Weihnacht8morgen
‘unter dem Baume die ſehnſüchtig erwarteten Gaben. Von
Bedeutung it am Weihnachtstage das „VBontloch“, das fich
früher in faſt allen Bauernhäuſern befand. Es iſt ein vier-
e>iges Loch in der Bodende>e des Schlafzimmers über dem
Wohnzimmer. Durch dieſes Loch ſtrömte im Winter — es
war meiſtens über dem Ofen angebraht — die Wärme in
das Schlafzimmer. Im Noktfalle konnten durch dieſe direkte
Verbindung auch die Kinder zur Ordnung gerufen werden.
Durch dieſes Pontloch ſpähten dann die größeren in das
untere Zimmer, ob nichts vom Chriſtkind zu ſehen ſei. Als
Gebet zum Chriſtkind kennt man in Soerth:
„Lieb Chriſtkindlein, komm herein,
Veſcher' mir was aufs Tellerlein,
Ich will au< fromm und artig ſein,
Vater und Mutter gehorſam ſein.“
| Jajt im ganzen Kreis ſtellen am Abend vor Weih=
nachten die Kinder ihre Teller auf, damit das Chriſtkindchen
ſie mit ſeinen Gaben: Äpfeln, Nüſſen, Schokolade, Plätzchen,
Haſen und Puppen uſw. füllt, Am MWeihnahtsmorgen
ziehen die Kleinen in der Nachbarſchaft umher, um ihre
Gaben zu zeigen und holen ſi<h bei Pate und Patin das
„Chrijtfindchen“. Auch Bekannte und Nachbarn beſehen fi
gegenſeitig ihre Weihnacht8geſchenke und wünſchen ſich gute
eFeiertage. Als beſonderes Weihnachtsgebä> ſind die Plät-
hen (au< Spekulatius genannt) zu nennen, die faſt in jedem
Hauſe vor Weihnachten geba>en werden und eine beſondere
«Form, wie Fiſch, Stern, Hund, Vogel uſw. haben.
Einen eigenartigen Zauber beſitzen in den Landgemeinden
die Chriſtmetten. Steht man in der Frühe auf den von Linden
und Kaſtanien bewachſenen Kirchpläßen, ſieht man von allen
Seiten fromme Kirchgänger mit ihren großen Sturmlater-
nen oder „Eueln“ (Rarbidlampen, wie ſie im Bergwerk üblich
ſind) herankommen. Dann begreift man, daß es neben und
über der deutſhen Weihnacht noh eine chriſtlich deutſche