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Aus dem Tal,
Hinterm Wald
Wogt die Glocke, die Glocke .
„Mutter, ih ſeh? die Kirche, wie ſ{hön!
Alle Fenſter ſind erhellt!
Mutter, wir müſſen ſchneller geh'n:
Ganz vorn bei der Krippe wollen wir knien,
Daß wir das Ieſuskind und die Hirten ſeh'n!“
Und, wie ich denfe an das Kindlein,
Eia, da will mein Herz melodein.
Schon ſummt die Orgel den großen Choral!
Doch mit einmal iſt's ein gewaltiger Schall:
Die Glocken, die Glocken läuten zu Hauf;
Aus den Hütten ſtrömen die Menſchen zu Tal,
Lichtſäulen zittern über den Hang;
Schneller, jchneller wird unſer Gang.
Und plötzlich:
Gehoben, geſchoben mit großen Schwall,
Durch's hohe Portal,
Steh’n unſere Augen,
Geblendet im Licht . .
Und die Orgel erhebt alle Bäſſe zugleich
Und ſingt hinauf in's Himmelreich
Aus wogender Seele
Ihr Gloria.
Bon den, Zwölften“, die mit Weihnachten begannen und
die Zeit zwiſchen dem alten und dem neuen NeujahrSsfeſte
ausfüllten, ſind Sylveſter und Neujahr die Haupttage. An
dieſen beiden Tagen zeigt ſih der eigentliche Charakter „der
Zwölften“. Außerdem ſpielen ſie no< eine Volle beim
Wettermachen, wobei jedoch alle Tage in das neue Jahr
hineingeſhoben werden. So ſagt man z. B. in Bachenberg:
„Höit hät NA et Rihren“ (Rihren = Schütteln oder Wetter
machen). Man gebraucht dabei für jeden Tag den Namen
einer alten Frau des Dorfes, und zwar in der Reihenfolge,
in der der Umläufer (Umlauffchreiber mit öffentlichen Be-
kanntmachungen) geht, und {ließt vom Wetter des Tages
auf das Wetter des entſprehenden Monats.
Sylveſter wird in den meiſten Orten um Bretzeln, Kränze
und dgl. gekartet. Kartet man zu Hauſe oder beim Nachbar,
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