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trinkt man um die Jahreswende Kaffee oder Grog und früh-
ſtückt. In den Wirtſchaften werden von 12 Uhr ab die
Stammgäſte vom Wirt frei gehalten. Eine in unſerem Kreiſe
noch ſtark verbreitete Sitte iſt das „Neujahranſingen“, das
die Dorfburſchen übernehmen. In Frieſenhagen ſingt man:
„Ihr Söhne und Töchter, wir wünſchen Euch,
Euch wünſchen wir ein glü>ſeliges neues Jahr.
Ihr in dieſem Hauſe, wir wünſchen Euch,
Euch wünſchen wir ein glückſeliges neues Jahr.
Hoſanna, Hoſanna in der Höhe.“
In Hommelsberg ſtellen die Burſchen den Haublod
| (Haufloß) unter die hintere Wagenachſe, ſo daß die Räder
Ul, hochſtehen. Dann drehen ſie die Räder rund, halten ein
Blech darauf, damit die Funken ſprühen, und ſingen:
Guten Worgen im neuen Iahr,
Ein Briten wie ein Scheunentor,
Eine Wurſt wie ein Ofenrohr. ¿
Freudenreich, (
Gebt mir’3 gleich
Laßt mich nicht jo lange jteh'n,
Denn ih muß noch weiter geh'n.
In Soerth ſang man um 1860:
Guten Morgen, o mein glücdjeliges neues Jahr,
Friede und Freude immerdar,
GSlüf und Gegen, langes Leben!
Gott behüt’ Euer Haus,
Jaralle Wo Ihr gehet ein und aus!
Rolle beu Gott ſegne Eure Gärten und Wieſen,
Und läßt Euch viele Früchte darauf genießen!
O Nun wünſche ih dem Vater, der Mutter,
ae Und auch dem Rind,
oder WU Dazu dem ganzen Hausgeſind
den Anna Ein glüſeliges neues Iahr.
Neihenfol) Das alte JIahr iſt verſloſſen,
bon Ve Das neue wird angeſchoſſen,
Hat Euh mein Sprüchlein gut gefallen,
Es So ſoll’n darauf die Büchſen knallen.
keln, Ft Einen tief ernſten Spruch kannte man früher in Weite-
m Rode feld. Zur Spinnftubenzeit ging früher „Die Spinnſtube“ von