Full text: Kreis Offenbach (A, [1])

   
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halten Grau in Grau gemalte Figuren, dort Einzelgestalten heiliger Frauen, hier 
Engel, welche Schalen mit lodernden Herzen tragen. 
Das Deckengemälde ım Chor zeigt die Anbetung des Lammes und als be- 
ziehungsvolle Inschrift folgende Stelle aus der geheimen Offenbarung: »Ostendit 
mihi fluvium aquae vitae, splendidum tanquam crystallum, procedentem de sede 
Dei et Agni. Apoc. XXII, I.« Gott Vater erscheint auf dem Thron, umgeben 
von den symbolischen Zeichen der vier Evangelisten: Engel, Adler, Stier, Löwe. 
Der Hauch der Allmacht strömt aus dem göttlichen Munde. Unterhalb der ersten 
Person der 'Trinität ruht das Lamm auf dem geheimnissvollen Buch mit den sieben 
Siegeln. Als Symbol der Liebe und des Opfertodes für das gesammte Menschen- 
geschlecht ergiesst sich aus der Herzenswunde des Lammes ein Blutstrahl über das 
Weltall. Engel mit Weihrauchgefässen, Gruppen von Patriarchen und Propheten, 
die Aeltesten der Apokalypse, welche ihre Kronen darbringen, sind vor der Vision 
versammelt und zeigen im Antlitz die geistige Stimmung der durch das Lamm er- 
rungenen Seligkeit. In der Chornische schwebt, in Uebereinstimmung mit den 
Pendentiffüllungen und, wie diese, Grau in Grau gemalt, ein Paar beschwingter 
Himmelsboten. Ein Engel trägt den Leidenskelch, welchem das Kreuz entsteigt. 
Ein anderer Engel zeigt das Bild des Erlösers auf dem Schweisstuch der Veronika. 
Darunter erscheinen abermals die evangelischen Zeichen in Medaillon-Umrahmung. 
Diese Deckengemälde bringen einen grossartigen biblischen Gedanken zu 
hochfeierlichem Ausdruck und sind im Ganzen wie im Einzelnen ein Werk von 
nicht gewöhnlicher Konception. Als Kunstleistung wollen sie jedoch richtig erfasst 
sein. Wir sehen da nichts von der schlichten, gemüthvollen Liebenswürdigkeit, 
nichts von dem innigen Zerschmelzen in Gottesliebe, nichts von dem ruhigen in 
sich versunkenen Hinüberleben in das Jenseits, wie Fra Angelico in der Zeit der 
Frührenaissance, Overbeck in unserem Jahrhundert solches darzustellen wussten. 
Der Ausdruck des Hochbewegten ist es, welcher C, T. Scheffler’s Kompositionen 
durchzieht. Der Künstler folgt augenscheinlich dem Schilderungston der italiänischen 
Dekorationsmaler der Barockära, einem Pietro da Cortona, Luca. Giordano, A. Pozzo, 
G> Lanfranco.- und G. B: Tiepolo. Wie al 
  
e Lebensäusserungen der Kunst stehen 
auch die Heusenstammer Deckengemälde im Zusammenhang mit den bewegenden 
Ideen ihrer Zeit, die, auf dem Gebiet der Wandmalerei insbesondere, für den Aus- 
druck des Seelenlebens nach freien Formen strebte und deren Schöpfungen, in 
ihrer eigenartigen Verschmelzung des antikisirenden Zuges der Renaissance mit 
christlichen Idealen und bei aller Verwerthung des Ekstatischen, den Beschauer 
profan anmuthen, so dass auf die Frage nach dem wahrhaft Ueberirdischen kaum 
eine befriedigende Antwort erfolgen kann. Trotz alledem und ungeachtet des 
lärmenden und mitunter falschen Pathos fehlt es diesen Gemälden weder an gross- 
artigem Leben noch an einem gewaltigen Zug in’s Monumentale. Auch dem Reich- 
thum der Palette und der Lösung schwieriger Probleme der Perspektive ist die 
Achtung nicht zu versagen. Manches mag keck übertrieben sein. Beispielsweise 
wird Niemand es rechtfertigen, wenn Scheffler den Schweif des Höllendrachen über 
den Rand des Kuppelgemäldes bis tief in die Pendentifecke hinabringeln lässt. 
Indess, ohne dem malerischen Kunstvermögen unserer Tage irgend zu nahe treten, 
   
  
   
    
  
  
   
     
    
     
  
  
    
   
   
  
   
    
    
   
  
  
    
   
  
    
    
     
  
  
  
  
   
   
   
  
  
    
   
   
   
  
   
  
   
  
   
  
  
  
  
   
    
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