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HEUSENSTAMM 89
und dero beyden Prinzen Königl. Hoheiten zu Heusenstamm finden sich täglich
sehr viele Fremde allda ein, so dass die Landstrasse dahin einer Wallfahrt gleich
ist. Allerhöchstdieselben hielten sowohl am Sonntag als gestern offene Tafel. Der
Kaiser war in blauen Sammet gekleidet. Neben Demselben sass der Prinz George
von Darmstadt, gegenüber aber der Prinz Joseph in schwarzem Sammet. Der Prinz
Leopold aber, der neben ihm sass, hatte seine gestickte Regiments-Uniform an... .««
Den 27. März wurde endlich die Wahl des Römischen Königs vollbracht .
Gleich nach der Wahl wurde der Graf Lamberg mit der ersten Nachricht davon
zum Thore hinaus gelassen, um sie dem Kaiser nach Heusenstamm zu über-
bringen ... Den folgenden Tag um ıı Uhr fuhr auch der Prinz von Pfalz-
Zweybrücken in einer sechsspännigen Carosse nach Heusenstamm und überbrachte
dem Kaiser und dem neuerwehlten Römischen König die von dem Churfürstl.
Collegio ausgefertigten Glückwünschungs- und Einladungsschreiben . . ... Am
29. erfolgte der Einzug (in Frankfurt) mit sehr grossem Gepränge. Um ıı Uhr
geschahe von Heusenstamm der Aufbruch . . .« Den Tag der Ankunft und den
Tag der Abreise mitgerechnet, ergibt sich hiernach ein siebentägiger Aufenthalt
des Kaisers Franz I. als Gast des Grafen Eugen Erwin von Schönborn zu Schloss
Heusenstamm, in Uebereinstimmung mit der Denkmal-Inschrift. Franz I. starb im
nächstfolgenden Jahre, worauf der Römische König Joseph als Kaiser Joseph II.
zur Regierung gelangte. Soviel zur Richtigstellung der Bedeutung des Heusen-
stammer Thorbaues, welcher später in den Besitz der Gemeinde kam und dessen
gegenwärtige Verwendung als Armenhaus mit dem ursprünglichen idealen Denk-
malzweck seltsam kontrastirt. Durch Risbeck’s Aufzeichnungen werden wir auch
über den Ort der Zusammenkunft des Landgrafen Ludwig VIII von Hessen mit
Kaiser Franz I. und dem neuerwählten Römischen König Joseph genau unterrichtet.
Während nach der jetzt herrschenden Annahme und unterstützt durch eine Stelle
in Steiner’s Geschichte des Rodgaues (S. 141) die Begegnung in den Kaiser-
zimmern des Schlosses zu Heusenstamm stattgefunden haben soll, fährt der zeit-
genössische Gewährsmann Risbeck nach seinen oben citirten Worten, »Um ıı Uhr
geschahe von Heusenstamm der Aufbruch«, also fort: »In dem Walde, darinnen
sich der Kaiserl. Hof eine Viertelstunde aufhielt, kam der Landgraf von Hessen-
Darmstadt, der sich darinnen verborgen gehalten, zum Vorschein, der sich als ein
74 jähriger Greiss durch zwey Cavaliers, welche ihn Alters wegen unter den Armen
führten, in seiner Kaiserl. Uniform mit entblösstem Haupt vorführen liess. Sobald
ihn der Kaiser erblickte, ging er ihm gleich entgegen, und anstatt dass der Land-
graf dem Kaiser die Hand küssen wollte, umarmete er denselben und führte ihn
unter das Zelt, wo er sich nach langem Weigern zwischen den Kaiser und den
Römischen König setzen und bedecken musste, worauf ihn der Kaiser dem Römi-
schen Könige, welcher ihn etliche Mal embrassirte, in diejenige Freundschaft, die
er jederzeit für ihn gehabt, empfahl und zu den Umstehenden sagte: hier sehet
ihr meinen besten Freund! worauf dem Landgrafen sowohl als den übrigen hohen
Anwesenden die Thränen in die Augen traten; der Landgraf antwortete, er gehe
nunmehro mit Freuden aus der Welt, da er dasjenige, was er schon so lange
sehnlichst gewünschet, noch vor seinem Ende gesehen hätte.«
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